Der Sommer 2020 wird unvergesslich werden. Nicht, weil so viele schönen Dinge passiert sind. Nicht, weil das Wetter so unbeschreiblich gut war. Nein, SarsCov2 oder kurz Corona war das Thema des Jahres, das die Welt beherrschte. Und damit beherrschte es auch unsere Urlaubsplanung wie wohl die von uns allen.
Wer meinen kleinen Geschichten hier regelmäßig folgt wird wissen, dass unser Haupturlaub seit 2017 tiefenentspannt auf dem Wasser stattfindet. Im Winter 2019/2020 war die Planung auch entsprechend. Nach einigen Jahren Abstand wollten wir mal wieder die Turfroute in den Niederlanden fahren, wo auch mein erster Offizier, nein, gendern! Meine erste Offizierin mit dem Bootfahrervirus infiziert wurde. Wer das noch mal nachlesen möchte, klickt gerne
Aber das Risiko, dass wir in Holland nicht in die Häfen kommen, weil die Kapazitäten reduziert werden, oder dort alles Schöne (Restaurants vor allem) geschlossen sein werden, ließ uns im Laufe des Frühjahrs umentscheiden. Vielleicht besteht ja im Herbst noch die Möglichkeit, einen kleinen Törn zu unternehmen, wenn bis dahin alles im Griff ist.
Edit: Über die Hoffnung, dass im Herbst 2020 alles „im Griff“ ist, musste ich dann doch herzlich lachen, einen kleinen Törn haben wir dennoch unternommen. Bei Interesse klickt hier:
Eine Alternative war gefragt. Martina war immer wieder begeistert, wenn ich von meiner Wanderung über den Malerweg im Elbsandsteingebirge erzählt habe. Das war 2012, bevor wir uns kennen gelernt haben, und mich störte im Nachhinein immer, dass die Fotos, die ich damals gemacht habe, alle so unscharf waren, weil ich das Display nicht richtig sehen konnte (damals habe ich noch nicht dauerhaft eine Brille getragen, obwohl ich es offensichtlich schon gesollt hätte 😄 ). Wer das nicht glaubt, die Beweise sind hier:
Die Entscheidung war also recht schnell gefallen: der Malerweg sollte es noch mal sein! Der Zeitraum war ja auch schon klar und so galt es, die gut 112 km vom 15. bis zum 25. Juni 2020 unter die Sohlen der Wanderschuhe zu nehmen. Es war nur wie beim Bootfahren: Pläne werden gemacht, um flexibel zu bleiben 😉
Gebucht haben wir wie damals schon bei Augustus Tours in Dresden. Und wie damals hat sich an meiner positiven Beurteilung nichts geändert. Auch unter den schwierigen Bedingungen zu der Zeit war alles perfekt organisiert, die Reiseunterlagen waren sehr informativ, der Gepäcktransport klappte reibungslos.
Bin ich damals noch mit dem Zug angereist, haben wir uns diesmal für das eigene Auto entschieden. Die Preise, die die Deutsche Bahn aufrief, waren außerhalb jeder Diskussion! In Pirna gibt es ein speziell für die Wanderer des Malerwegs angebotenes Parkhausangebot, welches bezahlbar war und stadtnah ermöglicht, das Auto abzustellen.
Also los auf die A2 Richtung Osten. Eine erste kleine Pause haben wir in Helmstedt, genauer gesagt am ehemaligen Grenzübergang Helmstedt/Marienborn, eingelegt.
Das ist mittlerweile eine Gedenkstätte und einige der alten Grenzanlagen sind noch da. Als junger Kerl bin ich mal mit Freunden auf eine Herrentour nach Berlin da lang. Die Erinnerung war etwas gruselig. Man fühlte sich als Krimineller, obwohl man nichts gemacht hat. Heute ist es nur noch die Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und das ist auch gut so!
Bei herrlichstem Wetter sind wir gut in Pirna angekommen und nach einem kleinen Rundgang haben wir den Tag gemütlich auf dem Marktplatz ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen brachte uns der Bus nach einem leckeren Frühstück von Pirna nach Liebethal zum Kilometer 0. Na ja, fast. Denn es wurde eine Brücke saniert, so dass wir schon vor dem Kilometer 0 aussteigen mussten und die ersten Meter laufen durften.
Den Mitwanderen ließen wir erst mal einen guten Vorsprung, so dass wir letztendlich alleine auf dem Weg waren und das Abenteuer konnte beginnen.
Entlang der Wesenitz ging es vorbei am Richard-Wagner-Denkmal und an der Lauben- bis zur Daubemühle. Wildromantisch trifft es wohl am besten, um diese ersten Kilometer zu beschreiben.
Hinter der Daubemühle (vor 8 Jahren stand sie noch zur Vermietung, davon war jetzt nichts mehr zu lesen) ging es raus aus dem Tal und hoch nach Mühlsdorf. Wanderer werden dort entsprechend begrüßt
Überragende 2,1 km haben wir also schon geschafft und nun ging es durch den Ort vorbei am Feldrand Richtung Koordinatenstein.
Schon damals habe ich darüber sinniert, was der Sinn ist, dort diesen Koordinatenstein zu hinterlassen. Auf der Webseite der Sächsischen Schweiz habe ich nun folgendes gefunden:
Ganzzahlige Längen- und Breitengrade schneiden sich in Deutschland nur 46 mal. Einer dieser seltenen Schnittpunkte befindet sich nördlich von Lohmen am Malerweg. Am Koordinatenstein angekommen, befindet man sich exakt auf 51° nördlicher Breite und 14 ° östlicher Länge. Gleich 2 solcher Koordinatensteine befinden sich in unmittelbarer Nähe des Kreuzungspunktes. Einer nach alter, mitteleuropäischer Methode vermessen und einer nach Weltgradmessung, dem heutigen GPS-System. Sie liegen ca. 200 Meter voneinander entfernt.
Wieder was gelernt!
Kurz danach ging es wieder bergab, Ziel Uttewalder Grund.
Es sieht aus, als sei der Weg zu Ende, doch es ging lediglich bergab. Richtig bergab! Bilder von oben zeigen das ja nicht so richtig, deshalb bin ich mal vorgegangen und habe Martina bei Abstieg fotografiert. Es erforderte schon Konzentration und ich denke, das sieht man ihr auch an.
Also seid trittfest, wenn ihr auf dem Weg unterwegs seid. Aber unten angekommen entschädigt der Uttewalder Grund für dieses Abenteuer.
Wenn man da unten ist, kann man sich tatsächlich vorstellen, dass man sich auf dem Grund eines Urzeitmeeres befindet. Eine richtige Zeitmaschine! Und ein großer Vorteil: Wenn man oben noch in der prallen Sonne schwitzt, ist es dort angenehm kühl.
Auf dem Weg liegt das berühmte Uttewalder Felsentor. Hätte meine Frau den Stein nicht ein Stück angehoben, hätte ich nicht aufrecht durchgehen können. An dieser Stelle noch mal ein dickes Danke 😉
Kurz danach war auch schon das Tagesziel Stadt Wehlen (fast) erreicht. Nun gab es 2 Möglichkeiten: Um den Berg rum oder über den Berg (und somit zur Burgruine) rüber. Natürlich haben wir letzteres gemacht. Und das lohnte sich trotz des steilen Aufstiegs.
Unten rechts ist schon die Bastei zu erahnen, ein Highlight für morgen. Nach 11,5 km war das Tagesziel Stadt Wehlen erreicht. Unser Quartier war in der Villa Sophie, alles in Ordnung dort. Ein Problem, das uns die ganze Tour begleiten sollte, war aber zu erkennen. Leckeres Essen gibt es pandemiebedingt nur mit Tischreservierung und das funktioniert, gerade hier, wo der Malerwegetappenort auch ein Stopp für die Radler des Elbradweges ist, nicht wirklich gut. Sprich, es war alles besetzt. Selbst mit der Fähre auf die andere Elbseite überzusetzen hätte nach einigen Telefonaten nichts gebracht. Aber es gab ja noch den „Imbiss Zur Habe“ am rechten Elbufer. Einfach, aber einfach nur klasse, inklusive Logenplatz an der Elbe! Was brauchen wir ein schickes Restaurant?
Satt und müde fielen wir zeitig ins Bett. Morgen stand schließlich der Aufstieg zur Bastei auf dem Programm und wie ich mich erinnerte, hatte der es in sich!
Die Erinnerung war wohl richtig. Nachdem wir kurz den Marktplatz in Stadt Wehlen überquert hatten, ging es schon steil bergauf. Von knapp 130 Meter üNN an der Elbe auf über 300 Meter üNN am Steinernen Tisch, kurz vor der Bastei und das ganze auf gut 3 km Wegstrecke.
Das linke Bild habe ich um 10:05 Uhr geschossen, das rechte um 10:30 Uhr. Ihr könnt erkennen, was ich meine, oder?
Vor der Bastei hätten wir schon zu den Schwedenlöchern abbiegen können. Aber dahin haben wir uns später, vom Amselgrund aus, hingewagt. Wir wollten zunächst zur Bastei und auch unbedingt in die Felsenburg Neurathen. Es sind einfach spektakulär Ausblicke, die man von dort oben hat.
Insgesamt war es uns dort mit Blick auf die Pandemie eigentlich zu voll. Abstand halten war für zu viele ein Fremdwort. Das galt speziell für die Basteibrücke. In der Felsenburg ging es im Großen und Ganzen, da ist halt nur eine Richtung, in die sich alle bewegen. Trotz allem immer wieder ein Erlebnis.
Auf dem Weg hinunter nach Rathen hörten wir schon weit oben eine herrliche Gesangsstimme. Je weiter wir bergab kamen, desto deutlicher wurde es. Leider bin ich eher der Rock’n’Roler und habe von Arien mal gar keine Ahnung, aber es klang sehr gut. Als wir an dem Sänger waren, sahen wir, dass es ein Mitglied des Ensembles der Felsenbühne Rathen war, der sich auf diese Art etwas verdiente, da ja die Kulturbranche zu der Zeit (edit: und auch noch Monate später) quasi Berufsverbot hatte.
Fotografieren ließ er sich nicht, sobald jemand die Kamera oder das Handy zückte, so ich auch, hörte er auf zu singen und drehte sich um. Er wird seine Gründe gehabt haben, aber deshalb gibt es von dem Künstler leider kein Bild.
Unten angekommen, ging es weiter zum Amselsee, immer wieder ein traumhafter Ort, speziell bei diesem herrlichen Wetter.
Weiter oben schrieb ich schon, dass wir von hier aus einen Abstecher zu den Schwedenlöchern gemacht haben. Wir sind also da abgebogen, wo wir rausgekommen wären, wenn wir VOR der Bastei die Richtung eingeschlagen hätten. Also ein kurzer Weg hin und wieder zurück. Steil aber empfehlenswert.
Wir kamen zur Amselfallbaude. Bei meinem ersten Besuch dort, war das noch ein herrlicher und gut besuchter Platz für eine kurze Rast. Wir hatten schon im Fernsehen gesehen, dass dort alles dicht gemacht wurde, weil Felsen abzustürzen drohten. Tatsächlich war dort mittlerweile alles gesichert und teilweise gesperrt. Bestimmt ein Drama für den Baudenwirt.
Unsere verdiente Pause gab es aber direkt danach an einer einsamen Bank vor Rathewalde.
In Rathewalde ging es wieder ein Stück raus aus dem Wald Richtung Hockstein, Hohnstein bzw. zu unserem heutigen Etappenziel Polenztal.
Hoch zum Hockstein ist es relativ einfach zu gehen. Aber auf dem Weg kann man schon immer wieder einen Blick auf die Treppen hinab werfen.
Oben angekommen hat man wieder einen herrlichen Ausblick auf Hohnstein gegenüber und das Gasthaus Polenztal, unsere Unterkunft für die Nacht unten.
Und dann kamen die Treppen, es ging bergab.
Habe ich eigentlich schon von den zwei Lothars erzählt? Da einer von beiden hier im Bild ist, ist es vielleicht eine gute Gelegenheit, das nachzuholen. Es ist ja auf diesen Wanderwegen keine Seltenheit, dass man immer wieder die gleichen Menschen trifft. Diese Begegnungen sind immer wieder eine schöne Erfahrung, mit diesen beiden Herren war es aber etwas besonderes.
Das erste Mal haben wir uns kurz vor dem Koordinatenstein getroffen. Lothar1 sprach mit einem Einheimischen und Lothar2 saß auf einer Bank neben uns und machte wie wir eine Pause. Die hin und her fliegenden Sprüche waren schon da sehr sympathisch 😀
Die beiden waren mit vollem Gepäck unterwegs und die Höflichkeit gebietet es, hier die Lebenserfahrung der beiden nicht in Jahren auszudrücken. Nur so viel: bis dahin brauchen wir noch etwas. Wir Weicheier haben unser Gepäck ja immer von Unterkunft zu Unterkunft liefern lassen. Das blieb übrigens auch nicht kommentarlos…….. 😀
Nun also der gemeinsame Abstieg vom Hockstein ins Polenztal. Die beiden „mussten“ noch hoch nach Hohnstein (nicht kommentarlos) während wir ja unten bleiben durften. Für ein gemeinsames Bier im Polenztal war auf jeden Fall noch Zeit. Wir trafen uns auch die folgenden Tage immer mal wieder und am Ende habe ich den beiden meinen Reiseführer von Hikeline für den weiteren Weg überlassen, der später mit diesen sehr netten Zeilen wieder in unserem Briefkasten war.
Nachdem wir die beiden ausgiebig bedauert hatten, heute noch den Schindergraben hoch nach Hochstein zu müssen, haben wir müden Krieger erstmal unsere Füße in der eiskalten Polenz gekühlt.
Coronagerecht haben wir uns brav einen Tisch für den Abend reserviert und das Essen war einfach spitze. Regional und lecker, eine klare Empfehlung für das Polenztal. Geschafft, satt und stolz auf unsere Wanderleistung fielen wir ins gemütliche Bett.
Habe ich gestern noch gelästert, dass die 2 Lothars den Schindergraben hoch mussten? Kann mich gar nicht daran erinnern. Sowas habe ich bestimmt nicht gemacht 😉 Sei es drum! heute Morgen mussten oder besser durften wir da hoch. Das sehr leckere Frühstücksbuffet machte es aber möglich.
An dieser Stelle mal ein Riesenlob an alle Gastronomen auf dem Weg! Alle taten das Menschenmögliche um den Corona-Hygiene-Richtlinien gerecht zu werden. Wenn ich schreibe „Frühstücksbuffet“, so standen 2, manchmal 3 Mitarbeiter hinter Plexiglasscheiben und servierten das, was die Gäste gerne hätten. Wir fühlten uns jedenfalls überall gut und sicher aufgehoben. (edit: Dass unter diesen Voraussetzungen später im Jahr wieder alle schließen mussten war sehr schwer zu verstehen. Aber wer wollte diese Entscheidungen in einer noch nie dagewesenen Situation treffen? Ich jedenfalls nicht!)
Zurück zum Schönen und damit zurück ins Polenztal und den Schindergraben. Aber vorher nochmal einen Blick zurück zur Gaststätte und dem Hotel/Pensionsgebäude. Einfach schön da!
Hinter der Gaststätte ging es links über die Polenz in den Schindergraben. Der Reiseführer erklärte
Der Name Schindergraben stammt aus den Zeiten, als ein Schinder (Abdecker) aus Hohnstein um 1546 in diesem Graben totes Vieh entsorgt hatte, um damit die Übertragung von Krankheiten und die Entstehung von Seuchen zu verhindern. Im Graben ist ein Schluchtwald vorzufinden. Beiderseits vom Bachbett finden Eschen und seltene Farne beste Lebensbedingungen.
Einfach ein schöner Pfad, der auch nicht zu schwer ansteigt. Die beiden Lothars werden den Tag zuvor nicht all zu sehr gelitten haben
Unser Tagesziel war den Tag Altendorf. Es ging über die Gautschgrotte, Brandbaude, Waitzdorf (hatte ich sehr anstrengend in Erinnerung und es war auch so!) und Kornmühle (wo ich mich damals zu ignorant für die Umleitung gezeigt habe 😉 ).
Zur Gautschgrotte ist ein kleiner Abstecher vom Malerweg aus notwendig. Es ist aber nicht weit und lohnt sich auf jeden Fall! Zitat Reiseführer:
Die Gautschgrotte liegt 110 m über der Bachaue des „Kalten Loches“ und ist von einem 40 m breiten Felsüberhang gewölbeartig überdacht. An der Oberkante des Felsüberhangs tritt auch seinem Quellhorizont Wasser aus, da in sehr kalten Wintern hohe und sehr eigenwillig geformte Eisbildungen entstehen lässt.
Zurück auf dem Malerweg ging es Richtung Brandbaude oder besser Brandaussicht. Als ich diesen Reisebericht schrieb fiel mir erst auf, dass ich kein Bild von dem leckeren Kuchen gemacht habe, den es dort gibt. Dafür aber wieder tolle Landschaftsfotos mit Weitblick.
Hier mal ein kleiner Querschnitt der heutigen Etappe. Wir sind also auf der Brandaussicht und wollen nach Waitzdorf. Dummerweise gibt es dort keine Brücke……
Also hieß es runter…….
……und auf der anderen Seite wieder hoch, steil hoch!
Oben angekommen entschädigt die Aussicht aber für jede Anstrengung dahin. Waitzdorf ist eher unspektakulär, die Aussicht, die man von da oben hat ist mit spektakulär aber untertrieben. UNBEDINGT die kleine Schleife vom Parkplatz aus gehen, egal wie das Wetter ist!
Von Waitzdorf ging es wieder bergab Richtung Kohlmühle und es fing tatsächlich an zu regnen. Das tat dieser tollen Zeit aber keinen Abbruch. Es war einfach nur schön!
Kurz hinter Kohlmühle geht es rechts steil hoch zum Adamsberg. Der Reiseführer wusste zu berichten:
Der Adamsberg ist einer der Vorposten des Sandsteines im Lausitzer Granit. Die bemerkenswerte Aussicht über die Tafelberge der Sächsischen Schweiz machten den Adamsberg schon im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Ausflugsziel der Bad Schandauer Kurgäste.
Warum ich das hier erzähle? Nun, 2012 führte hier eine Umleitung des Malerwegs nach Altendorf, da die eigentliche Strecke wegen was auch immer gesperrt war. Ich meinte in meinem damals noch jugendlichen Leichtsinn, diese ignorieren zu dürfen. Immer dichter werdendes Gestrüpp überzeugten mich aber damals vom Gegenteil und ich habe diese Umleitung dann doch genommen. Nachzulesen in dem damalige Reisebericht, den ich eingangs verlinkt habe.
Diesmal war aber von Umleitung nichts zu lesen und so konnten wir weiter der Beschilderung des Malerwegs folgen, noch immer im schönen Nieselregen.
Irgendwann kam dann mal der Abzweig zur „Buttermilchmühle“, die mich damals schon fasziniert hat (wie mahlt man Buttermilch?), aber es war nass, wäre doch ein spürbarer Weg gewesen und wir waren schon rechtschaffen müde. Also müssen wir wohl doch noch mal wiederkommen…..
Also ging es am Abzweig vorbei wieder hinauf Richtung Altendorf, unserem Tagesziel, dass wir dann auch bald, durchnässt aber glücklich, erreichten.
Im Landgasthaus „Heiterer Blick“ fanden wir unser Quartier für die Nacht und nach einem sehr leckeren Abendessen und tollen Gesprächen mit den beiden „Lothars“, die die gleiche Unterkunft gewählt hatten, fielen wir wieder geschafft ins Bett. Der nächste Tag sollte es wieder in sich haben! Und, ich gebe es hier schon gerne zu, weil es schon spürbar war, zu einer Änderung unserer Reisepläne führen würde.
Aber wie immer der Reihe nach und die hieß: Etappe 4 von Altendorf nach Neumannmühle, mit rund 18 km und einem Aufstieg auf ca. 450 m die längste und zweithöchste Etappe. Die Königsetappe also! Am Vorabend machten sich erste Ausfallerscheinungen in Form einer schmerzenden Achillessehne rechts bemerkbar, aber sowas wird von mir grundsätzlich erstmal ignoriert? Ein Fehler? Im Nachhinein betrachtet war es wohl einer. Ein paar Kilometer einlaufen, dann geht das schon wieder. So war es zunächst auch.
Schrammsteine, Breite Kluft, Kuhstall waren die Höhepunkte und die lasse ich mir doch von einer schmerzenden Sehne nicht kaputt machen. Das kann nicht schlimmer als Rückenschmerzen sein 😉
Es war wieder ein regnerischer Tag, nicht kalt aber immer leicht nieselig. Unsere Regensachen zogen wir den ganzen Tag nicht aus.
Zunächst ging es hinab ins Kirnitzschtal. Dort im „Forsthaus“ habe ich 2012 übernachtet. Steil hinunter…
… nur um direkt nach der Überquerung der Kirnitzsch wieder den Anstieg zu den Schrammsteinen über das Große Schrammtor, das nach 5 km erreicht ist. Bis dahin geht es aber schon die eine oder andere Treppe nach oben.
Der Weg zu den Schrammsteinen bietet eine kleine Auswahl. Entweder man geht den Wildschützensteig, den ich 2012 gegangen bin, oder man bleibt auf der klassischen Malerwegroute, was wir diesmal gemacht haben.
Hoch geht es aber auch, wenn man den Wildschützensteig nicht nimmt. Die Aussicht dort ist aber jenseits jeder Beschreibung.
An dieser Stelle mal ein Riesenlob an meine Frau. Martina leidet eigentlich unter Höhenangst. Kaum zu glauben, wenn man diese Bilder sieht, oder? Letztendlich hat sie sich getraut und nur mit mir geschimpft, wenn ich zu nah an die Kante gegangen bin. Aber dabei habe ich mich doch am Baum festgehalten 😉
Unglaublich aber wahr, es ging auch nach den Schrammsteinen noch stetig weiter bergauf.
Über „Breite Kluft“ und „Kleiner Dom“ ging es rund um die Affensteine, die man nach jeder Wende des Weges aus einer neuen Perspektive im Blick hatte.
Dies war der Teil der Etappe, der dann schon fast nur bergab, zurück ins Kirnitzschtal führte. Dort wartete der Lichtenhainer Wasserfall und damit auch eine schöne Einkehrmöglichkeit auf uns. Wir hatten in unserem Rucksack zwar immer genug Verpflegung und vor allem Wasser, ein leckeres Stück Kuchen, eine Tasse Kaffee oder auch ein alkoholfreies Bierchen lockte uns aber immer an.
Gut 5 km lagen noch vor uns und eigentlich wollte ich da schon nicht mehr. Meine Achillessehne machte mir zunehmend Probleme aber wirklich zugeben wollte ich es auch noch nicht. Wieder ein wenig einlaufen, dann wird es schon gehen. Außerdem hatten wir am Etappenende einen Bustransfer nach Bad Schandau und einen zweitägigen Wellnessaufenthalt dort gebucht. Also los, jammern zählt nicht! Doch die Blicke meiner Frau sprachen schon Bände. Sie erkennt halt ihre Schweinchen am Gang 😉
Hinter dem Lichtenhainer Wasserfall ging es über eine schöne Sandsteinbrücke….
….erbaut 1885 und damit beginnt der Aufstieg zum Kuhstall. Ca. 140 Höhenmeter auf 1,5 km Strecke, heftig nach den ganzen Kilometern, die wir schon in den Beinen hatten. Königsetappe halt!
Habe ich es schon irgendwo geschrieben? Wiederhole ich mich etwa? Der Ausblick war jede Quälerei wert!
Man sieht auf den linken Bildern, dass auch die Sächsische Schweiz nicht von Trockenheit und Borkenkäfer verschont geblieben ist. Allerdings bei Weitem nicht in dem Ausmaß, wie es in anderen Landesteilen, speziell in meiner alten Heimat rund um den Möhnesee, zu beobachten ist.
Es gibt dort auch noch die Möglichkeit, über die „Himmelsleiter“ dem Kuhstall aufs Dach zu steigen. Damals habe ich das gemacht, diesmal haben wir darauf verzichtet. Laut Martina war sie zu müde, ich glaube aber, sie wusste da schon, wie es mir ging. Gejammert habe ich aber nicht 😉
Vom Kuhstall ging es dann noch gut 2,5 km bergab, bis wir unser Etappenziel Neumannmühle erreicht hatten.
Von dort sollte uns der Linienbus nach Bad Schandau in unseren Wellnesstempel bringen. Allerdings war es mit den Fahrplänen der Busse dort nicht ganz so einfach zu durchblicken. Der eigentlich angezeigte Bus kam nicht und der nächste, der letzte des Tages, sollte in gut einer Stunde fahren und somit hatten wir die Gelegenheit für ein leckeres Bierchen im Biergarten der Neumannmühle. Der Reiseführer wusste zu erzählen:
Am Standort der malerisch im Tal gelegenen Neumannmühle soll es bereits im 14. Jahrhundert eine Schneidemühle gegeben haben. Seit 1791 ist die Mühle im Besitz der Familie Neumann, zuvor hieß sie nach einem früheren Besitzer Sephsmühle. Im Mühlengebäude befindet sich eine rekonstruierte Einrichtung, die etwa dem Stand um 1870 entspricht. Die ältesten Teile der Mühle sind mindesten 450 Jahre alt und stammen noch von der alten Brettmühle.
„Unsere“ beiden „Lothars“ erzählten uns mal, dass sie hier übernachten wollten, also eine gute Gelegenheit, hier auf sie zu warten und ein Abschiedsbier zu trinken. Denn deren Plan ging weiter, um dann am anstehenden Wochenende wieder nach Hause zu fahren, während wir ja nur eine Pause einlegen wollten.
Doch die beiden kamen einfach nicht an. Wir hatten eigentlich immer das gleiche Wandertempo und haben uns unterwegs, auch diesen Tag, immer mal wieder getroffen. Hier war aber weit und breit nichts zu sehen. Ich habe dann die Bedienung mal gefragt, da wir uns uns doch Sorgen machten. Denn es war auch Gewitter unterwegs zu hören. Sie konnte nur bestätigen, dass die beiden gebucht hatten. Anrufen ging nicht, denn in dem Tal war keinerlei Mobilfunkempfang.
Als die Sorgen immer größer wurden, wir hatten die Betreiber der Neumannmühle mit unseren Sorgen schon angesteckt, kamen sie putzmunter ums Eck gebogen. So konnten wir noch gebührend Abschied nehmen und unseren Bus beruhigt nehmen. Die gut 100 m vom Biergarten zur Bushaltestelle konnte ich aber schon fast nicht mehr gehen. Es lag natürlich nur an der Pause 😉
Aber an der Elbe angekommen sind wir dann doch.
Der Bus brachte uns direkt zu unserer Unterkunft, ach was, zu unserem Wellnesstempel „Hotel Elbresidenz Bad Schandau*****“. Schwimmbad, Sauna, Wellnessanwendungen sollten unsere einzigen Beschäftigungen am nächsten Tag sein. Am Abend wollten wir noch schön in der Stadt essen gehen, doch zunächst kümmerte sich meine Altenpflegerin mal um meinen Fuß.
Voltaren, Frischhaltefolie und mein Multifunktionstuch sollten doch schnell helfen. Hat es aber nicht. Leider war an gehen überhaupt nicht mehr zu denken. Selbst ins Bad kam ich nur unter übelsten Schmerzen. Wir haben uns dann für den Roomservice entschieden und kurzerhand das Essen aufs Zimmer bestellt. Selten so leckere Burger gegessen, würzig und saftig mit tollen Beilagen. Die Minibar wurde geplündert und fehlende Dinge einfach nachbestellt. Wenn ich mich nicht bewegte ging es wunderbar 😀
Der nächste Tag sollte unser Wellnesstag werden. Jedoch kam ich schon kaum zum Frühstück. Nur mit Hilfe der Wanderstöcke konnte ich mich ultralangsam durch die Flure des Hotels bewegen (Coronabedingt konnten wir natürlich nicht den nächsten Aufzug nehmen) und nach 15 – 20 Minuten sind wir tatsächlich am Frühstücksbuffet angekommen. Martina versorgte mich mit allem notwendigen aber an Wellness und dem Weg zum Wellnessbereich war nicht zu denken. Also wieder elendig langsam zurück ins Zimmer. Martina machte sich dann alleine auf den Weg in den Ort, um ein wenig einzukaufen und mich mit entsprechenden Schmerzmitteln zu versorgen. Grausam und zum ersten Mal fiel das böse Wort „Abbruch!“
Doch so schnell gebe ich nicht auf. Auch mir war klar, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Die nächste Etappe sollte noch mal über gut 19 km nach Reinhardtsdorf und mit dem Großen Winterberg auch über den höchsten Berg der gesamten Tour gehen.

Keine Chance! Aber wer sagt denn, dass ich nach einem Ruhetag nicht trotzdem irgendwie weiter komme. Aufgeben kann ich immer noch und war zu dem Zeitpunkt eigentlich keine Option. Meine Frau fügte sich ihrem Schicksal oder meiner Sturheit, wie auch immer 😉
Also verbrachten wir den Tag im Bett, auch nett 🙂
Am nächsten Tag ging es schon in unter 10 Minuten zum Frühstück. Um es mit einem Zitat aus „Das Boot“ von 1981 zu sagen:
Wer sagt denn, dass Marmelade keine Kraft gibt?
Aber ich musste noch immer meine Frau überzeugen, irgendwie weiter zu machen. Schließlich hatten wir ja noch ein paar Hotels auf dem Weg fest gebucht. Nur wie? Mein Plan: erstmal freilaufen. So sind wir vom Hotel zum historischen Personenaufzug (50 m hoch und erbaut 1905 um ein neues Wohngebiet zu erschließen) auf die Ostrauer Scheibe gegangen, immerhin 600 m. Das ging mit Hilfe meiner Wanderstöcke überraschend gut. Und von oben hat man wieder einen tollen Blick über das Elbtal.
Da oben gibt es einen kleinen Wildpark und man kann ein wenig rauf und runter nach links und rechts laufen. Was soll ich sagen? Der Voltarenwickel meiner Frau und die Ibuprophen wirkten. Ich konnte wieder gehen! Nicht gut, aber was solls? Nur an die Ursprungsetappe über den Großen Winterberg habe selbst ich nicht mehr geglaubt. Es musste also eine Alternative her. Wir mussten irgendwie nach Reinhardtsdorf.
Mit den Reiseunterlagen hatten wir von Augustus-Tours noch eine zusätzliche Wanderkarte Sächsische Schweiz bekommen. Dort war der Caspar-David-Friedrichweg eingezeichnet. Einfach mit der Fähre rüber auf die andere Elbseite und los. 6 km sollten doch zu machen sein. Um es vorweg zu nehmen: waren sie!
Auf der Fähre sieht man Martina ihre Skepsis schon noch an. Ob sie wohl überlegt hat, wie sich mich aus dem Wald tragen kann? 😀
Aber es ging. Langsam, mit reichlich Pausen und der einen oder anderen Ibu, aber es ging. Zunächst durch Krippen über den Sonnenuhrenweg am malerischen Krippenbach entlang. Das der nicht immer so malerisch ist und auch die Elbe gerne mal zu Besuch kommt zeigen die Hochwassermarken an den Häusern.
Hinter Krippen ging es dann wieder steil bergauf….
… um dann irgendwann wieder auf den Malerweg zu treffen. Nur gingen wir ihn nun entgegen der ursprünglichen Richtung. Also quasi „zurück“ nach Reinhardtsdorf.
Wunderschön dort und ich glaube, Martina hat ihre Skepsis auch überwunden. Ich habe mich wohl recht achtbar geschlagen…..
In Reinhardtsdorf gönnten wir uns erstmal einen leckeren Kaffee und ein noch leckereres Stück Kuchen. Schließlich mussten wir nochmal ordentlich den Berg hoch um zu unserem Hotel „Panoramahotel Wolfsberg“ zu kommen. Nun ging es zu Abwechslung mal durch Wiesen und Felder.
Weiter! Immer weiter!
Bald war auch unser Hotel schon im Blick und der Name Panoramahotel ist wirklich zu Recht. Hoch oben auf dem Berg gelegen hat man einen wunderbaren Rundumblick auf die linkselbischen Tafelberge. Auf der schönen Terrasse konnten wir den Tag wunderbar ausklingen lassen. Ich glaube, meine Frau war ein wenig stolz auf mich, dass ich so gut durchgehalten habe. Ich war es auf alle Fälle 😉
Bei einem leckeren Kaltgetränk (oder waren es 2?) schmiedeten wir unseren Plan für den nächsten Tag. Vorgesehen waren gut 12 km vom Wolfsberg nach Kurort Gohrisch. Die Abstimmung in unserer kleinen Wandergruppe war eindeutig: beide waren wir der Meinung, dass das einfach zu viel für meinen kranken, wenn auch hervorragend bekümmerten Fuß ist. Also begann die Suche nach einer Alternative und die war auch eigentlich schnell gefunden.
Wieder den Berg runter nach Reinhardtsdorf, dort in den Bus nach Kleinhennersdorf und damit hätten wir die Hälfte schon hinter uns. Blieben noch 6 km nach Kurort Gohrisch und die hatte ich ja an diesem Tag schon geschafft. Martina sagte ja zu dem Plan, was sollte also schief gehen? Geschlafen haben wir wie die Babys.
Wir schreiben den 22. Juni 2020 und der Sommer kam zurück. Die ganzen letzten Tage haben wir uns in unsere Regensachen verkrochen. Es war nicht wirklich kalt aber halt ungemütlich und nun? Sommer pur.
Und mein Fuß? Auf dem Weg nach Reinhardtdorf habe ich sogar einen leichten Vorsprung herausarbeiten können. Glaube ich zumindest…
In bester Stimmung warteten wir auf unseren Bus.
Und der brachte uns entlang der Elbe und vorbei an unserem „Wellnesstempel“ in Bad Schandau schließlich sicher nach Kleinhennersdorf.
Von dort warteten zunächst wieder Felder und Wiesen auf uns….
…um dann alsbald zum Aufstieg auf den Papstein zu kommen. Linkselbisch ist der Weg durch die einzelnen Tafelberge gekennzeichnet, die alle einzeln erklommen werden wollen. Auf dem Hinweg rechts der Elbe ist es mehr ein zusammenhängendes Gebirge. Ich kann gar nicht sagen, was mir besser gefällt. Beides hat seine Reize.
Auf dem Papstein gibt es eine kleine Restauration. Dort musste ich mich 2012 in meine Regensachen zwängen und in der Kneipe sang eine Jungendgruppe acapella „The lion sleeps tonight“, eine tolle Erinnerung. Diesmal war das Wetter wunderschön und der Ausblick atemberaubend.
Doch wer hoch klettert muss auch wieder runter
Durch den Wald ging es dann vorbei am Hunskirchenblick
um bald danach den Aufstieg zum Gorisch zu erreichen. Ein abenteuerlicher Aufstieg über reichlich Leitern und Treppen. Damals habe ich ja auf den Aufstieg verzichtet, da es wie aus Eimern geregnet hat. Das war sicher die richtige Entscheidung, damals. Diesmal haben wir die Kletterei bei bestem Wetter sogar genossen.
Oben auf dem Gorisch geht es mit einem herrlichen Weitblick durch ein kleines Wäldchen….
…nur um an der anderen Seite wieder über Leitern und Stufen Richtung Kurort Gohrisch hinabzuklettern.
Höhenangst? Da glaube ich seit dem Tag nichts mehr von 😉
Anschließend ging es wieder durch Felder und Alleen zum Ort und bald war auch die Villa Irene, unsere Unterkunft für die Nacht zu sehen.
Schon 2012 war die Villa Irene meine Lieblingsunterkunft. Quasi wohnen mit Familienanschluss. Ein super sympathische Ehepaar betreibt die Pension seit Jahren und man fühlt sich immer wieder willkommen. Leider, so erzählte uns die Wirtin, wird die Pension über kurz oder lang aus Altersgründen aufgegeben. Hoffentlich kommt ein ebenso netter Nachfolger zum Zuge! Eine echte Buchungsempfehlung für alle, die dort unterwegs sind. http://www.villa-irene.de
In der Sennerhütte gab es noch ein leckeres Abendessen mit Portionen, die auch erstmal geschafft werden wollen und Abends dann ein Belohnungskaltgetränk im Garten der Villa Irene zu genießen (oder waren es 2?)
Zum zweiten Mal in Folge eine Strecke von 6 km mit erträglichen Schmerzen geschafft. Das sollte unser Maßstab für den Rest des Wanderurlaubs werden und im Garten schmiedeten wir dann auch schon den Plan für den nächsten Tag.
Mit dem letzten Blick aus unserem Zimmerfenster auf Papstein und Gohrisch im Sonnenuntergang ging es zeitig in die Koje.
Königstein war das heute im Plan stehende Etappenziel. Mit 9 km eigentlich ein Sprint aber 9km sind mehr als 6 km und Martina setzte sich durch, dass wir das nicht so machen. Recht hatte sie, wie fast immer wenn ich zu tollkühn werde 😉
Wir verpassten so zwar den Pfaffenstein und die Barbarine, aber wir haben ja leider schon so manches verpasst und das war das jetzt nur ein weiterer Grund, nochmal wieder zu kommen.
Unser gestern Abend ausgehecktes Alternativprogramm sah als so aus: Busfahrt nach Königstein, mit der Touristen-Bimmelbahn hoch zur Festung Königstein mit ausgiebiger Besichtigung und dann mit der Bimmelbahn wieder zurück in den Ort zu unserer Unterkunft in Schrägers Gasthaus. Das haben wir auch fast so gemacht.
Eilig hatten wir es also nicht und wir haben und für den spätesten Frühstückstermin eingetragen. Coronabedingt musste in den Hotels überall in Etappen gefrühstückt werden. Klappte aber ganz prima!
Um 10:30 Uhr warteten wir also in Gohrisch auf den Bus der uns um 11:10 schon wieder in Königstein ausspuckte.
Wie es der Zufall wollte, fuhr auch wenige Minuten später ein historischer Doppeldecker Richtung Festung ab und wir konnten quasi direkt umsteigen. 2012 habe ich ja direkt neben der Festung übernachtet, war aber nicht drin. Die Zeit reichte damals aber auch nicht dafür aus. Diesmal hatten wir alle Zeit der Welt und das haben wir auch ausgenutzt. 4,5 Stunden waren wir in der Festung unterwegs, haben uns alle Winkel angesehen und die Geschichte dieses tollen Bauwerks in uns aufgesogen.
Nachfolgend poste ich mal ein paar Impressionen. Diese ersetzen aber niemals einen eigenen Besuch auf der
Unten rechts ist der gewaltige Brunnen zu sehen, der für die Versorgung mit Hammer und Meißel in den Fels geschlagen wurde. Ist imposant der richtige Ausdruck?
Ein kleines, wackeliges Video mit einem Rundblick über Elbe und Lilienstein findet hier, wer Lust darauf hat.
Wir sind zwar in und um die Festung einiges gelaufen, doch mir ging es gut und ich wollte eigentlich nicht mit der Touristenkutsche wieder zurück in den Ort fahren. Also warum nicht den Abstieg in den Ort zu Fuß in Angriff nehmen. Es geht ja nur bergab und meine Achillessehne wird so kaum belastet. Der Vorschlag erntete wieder einen skeptischen Blick aber mit Hinweis auf die letzten zwei Tage, an denen es auch funktioniert hat, ergab sich Martina wieder in ihr Schicksal und wir machten uns auf den Weg.
Das ging auch prima und bald darauf waren wir schon wieder an unserer Unterkunft in Königstein.
Vor 8 Jahren bin ich das zum Etappenende hoch gelaufen. Ich erinnere mich an eine rechte Quälerei…..
Von Qualen konnte bei uns keine Rede mehr sein. wir verbrachten den Abend mit einem kleinen Bummel durch Königstein und entlang der Elbe.
Für den kommenden Tag war wieder eine Alternative gefragt, definitiv! Denn der ursprüngliche Wanderplan sah die Strecke Königstein – Pirna vor. Sage und schreibe 20 km und damit für mich arme angeschlagene Seele nicht machbar. Aber ich glaube, meine bessere Hälfte war auch nicht böse, dass wir eine Abkürzung nehmen mussten. Sie sagte nichts, hatte aber sicher auch keine Lust, den Anstieg zur Festung wieder zu laufen. Wo war also die Alternative?
Eigentlich sollte es eine Linienschifffahrt auf der Elbe geben. Gibt es auch.
Leider erst ab dem Nachmittag in unsere Richtung. Und eigentlich wollten wir ja auch noch ein wenig laufen und nicht direkt bis Pirna schippern. Also Alternative 2: die Bahn. Der Plan war also mit der Bahn von Königstein bis Rathen, dann gut 4 km wandern bis Stadt Wehlen und von dort wieder mit der Bahn zurück nach Pirna. Mir war es wichtig, Martina den Rauenstein zu zeigen. Für mich damals schon der mit Abstand schönste Tafelberg und mit diesem Plan war es möglich.
Das Wetter? Sensationell! Eigentlich hätte der Zug durchaus noch etwas später kommen können.
Aber die Bahn war pünktlich und brachte uns in wenigen Minuten bis Rathen, wo es direkt hinter dem Bahnhof wieder idyllisch wurde.
Je höher man kam, desto besser wurde der Blick zurück auf die andere Elbseite und damit auf die Bastei, die wir Tage zuvor bewandert hatten.
Wunderschön ging es durch den Wald bergauf immer Richtung Rauenstein und zurück auf den eigentlichen Malerweg.
Den erreichten wir nach kurzer Zeit.
Auf dem Rauenstein hat man je nach Blickrichtung wunderbare Aussichten zur Bastei oder zur Festung Königstein.
Dort oben gibt es auch die eine oder andere Ecke für romantische Dates. Das war aber direkt an der Felskante und wir überließen die Romantik in dem Fall dem Jungvolk.
Für uns ging es immer mal wieder rauf und wieder runter auf meinem Lieblingstafelberg.
Nach dem Abstieg vom Rauenstein haben wir auch bald wieder Stadt Wehlen erreicht, diesmal auf der anderen Elbseite als auf dem Hinweg.
Leider fing es dann doch auch wieder an zu regnen und als wir am Endpunkt des Malerwegs auf dem Marktplatz in Pirna angekommen sind, waren die Regensachen doch wieder nötig. Zufrieden und stolz auf uns waren wir trotzdem.
Am nächsten Morgen ging es wieder nach Hause. Da wir leider zum Schluss nur noch Mogeletappen einstreuen mussten, habe ich diesmal keine genaue Kilometerzahl, die wir zurück gelegt haben. Es war trotz der Unpässlichkeiten aber ein herrlicher Urlaub und wir kommen garantiert wieder. Gelernt haben wir, dass Schmerzen und Höhenangst dazu da sind, ignoriert zu werden und Wetter kann uns auch nichts anhaben.
Wieder daheim bin ich mit meinem Fuß zum Arzt. Es handelte sich um eine veritable Entzündung der Achillessehne. Die, und das war mir neu, ja bereits an der Ferse ansetzt. Also nichts mit Fersensporn, den wir zunächst laienhaft diagnostiziert haben. Ich habe einige Zeit später, als ich wieder schmerzfrei war, neue Wanderschuhe gekauft. Denn es lag an meinen Lowas. Von außen noch einwandfrei und wie neu, von innen aber durchgelatscht. Ich habe den Verkäufer in dem Fachgeschäft meines Vertrauens gefragt, was solche Schuhe denn für eine Laufleistung haben. Er sprach von gut 1.000 km und da war ich schon deutlich drüber. In den neuen Schuhen ist bis heute nichts mehr passiert. Also achtet auf euer Schuhwerk und spart nicht am falschen Ende!
Vielen Dank fürs Mitwandern und die Geduld, bis hierhin alles durchgelesen zu haben. Ich freue mich wie immer über Kommentare, Lob und Kritik.
ENDE
Halt stopp! Noch nicht wegklicken! Eines muss ich noch loswerden. Wenn ihr mal in Pirna seid, besucht auf alle Fälle das Chinarestaurant „Hot Garden“. Der mit Abstand beste Chinese bei dem wir bisher waren. Sehr knackiges Gemüse, klasse Portionen, schmackhafte Gewürze und eine super nette und aufmerksame Bedienung. Daumen hoch! Der Besuch ist eine klare Empfehlung wert. http://www.hotgarden-pirna.de