„Wir müssen uns noch dringend um einen neuen Heimathafen kümmern!“
Den ganzen Winter 2017/18 ging uns der Gedanke immer wieder durch den Kopf. Aber wohin wollen wir eigentlich? Gekauft hatten wir MaRa ja in Bergkamen.
Aber in der Marina Rünthe wollten wir nicht bleiben. Wir fühlten uns dort einfach nicht wohl. Nicht nur, dass wir dort keinen vernünftigen Liegeplatz bekommen haben und die ganze letzte Saison am Gästesteg verbringen mussten, inklusive fehlenden Kontakten zu Stegnachbarn, auch die immer 2-stündige Fahrt bis zum Dortmund-Ems-Kanal, und damit zu einem interessanteren Revier als dem Datteln-Hamm-Kanal, ließ uns die Entscheidung treffen, was neues zu suchen.
Im September haben wir uns dann schon mal nach Castrop-Rauxel zum dortigen AMC verlegt.
Dort sollten einige Veränderungen vorgenommen und das Unterwasserschiff neu gemacht werden.
Dort kamen wir unseren Vorstellungen schon näher. Schöner Hafen, sehr nette Leute, saubere Anlagen aber, wie man auf dem Bild sieht, Liegeplätze zwischen Dalben ohne Seitenstege. Es war jedesmal eine Kletterei, um auf das Boot zu kommen. Außerdem war auch da das Problem, welches uns in verschiedenen Häfen begegnen sollte: es gab keine freien Liegeplätze und eine lange Warteliste.
Also zurück zu unseren Grundsatzüberlegungen: nah an der Heimat oder nah an unserem Lieblingsrevier Niederlande. Ersteres hieße Mittellandkanal (Bad Essen, Preußisch Oldendorf, Minden) oder Emsland (Hanekenfähr, Meppen, Haren). So haben wir telefoniert und besichtigt (manchmal auch anders herum) und haben uns dann schlussendlich für Meppen und den dortigen Yachtclub Hase Ems entschieden (yachtclub-meppen.de). Wunderschön gelegen in einem Altarm der Ems mit gepflegten Anlagen rundherum im Grünen. Auf youtube gibt es ein schönes Video über den Hafen.
Nun musste nur noch MaRa dahin gebracht werden und über diesen wunderschönen Törn bei bestem Wetter erzähle ich in diesem Bericht.
MaRa war startklar, Watertrack zeigte uns 165 km bis zum Ziel, neun Schleusen lagen auf unserem Weg und der Wetterbericht versprach uns Sonne pur mit Temperaturen bis zu 30°. Herz, was willst du mehr?
Am 6. Mai 2018 ging es los und schnell lag der AMC in unserem Kielwasser.
In zwei bis drei Etappen wollten wir in Meppen sein. Abhängig ist sowas natürlich immer vom Verkehr und den Wartezeiten an den Schleusen. Wir wollten uns aber auch nicht hetzen sondern einfach eine schöne Zeit auf dem Wasser verbringen, also wurden es letztendlich drei Etappen.
Obwohl wir an einem Sonntag Morgen los fuhren, war auf dem Rhein-Herne-Kanal ordentlich Betrieb.
Voraus ist schon die „Mon Reve“ zu sehen, die uns auf dem ganzen Weg bis zu unserer ersten Übernachtung in Fuestrup begleiten sollte. Sie fuhr ca. 10 kmh und somit war uns schon recht früh klar, das wir rund um Münster für den Tag Schluss machen werden.
Bald war der Schleusenpark Waltrop mit Altem Hebewerk Henrichenburg, alter Schachtschleuse, neuer Schleuse und neuem Hebewerk an steuerbord zu sehen. für uns immer wieder aufs Neue ein faszinierender Hingucker.
Das „Neue Hebewerk“ ist übrigens nicht wirklich außer Betrieb sondern nur eingemottet. Ein Förderverein kümmert sich um die Wiedereröffnung. Mitglied werden kann dort jeder und das für sehr kleines Geld. Der Mindestbeitrag liegt bei € 12,– im Jahr und dafür bekommt man sogar noch freien Eintritt in weitere LWL Museen. Ich kann das nur jedem ans Herz legen. Es wäre doch schön, wenn wir irgendwann mal wieder mit dem Sportboot dort mitfahren könnten.
Informationen gibt es hier:
Förderverein Schiffshebewerk Henrichenburg
Weiter ging es, mittlerweile auf dem Dortmund-Ems-Kanal, vorbei am der Einmündung des Datteln-Hamm-Kanals
und über das Dattelner Meer mit der Schleuse Datteln und dem Wesel-Datteln-Kanal weiter Richtung Norden.
Mit der Lippeüberquerung ändert sich das Landschaftsbild.
Wir sind im Münsterland.
In Münster war bei dem Wetter richtig was los. Stadthafen, Kanalufer, alles war voller fröhlicher, junger Menschen. Münster halt!
Kurz vor Münster kam eine schicke Yacht achtern auf und überholte uns und die „Mon Reve“ vor uns. Uns war schon klar, dass wir uns an der Schleuse Münster wiedersehen würden. Eine Erfahrung, auf die ich auch hätte verzichten können.
Nach der Anmeldung wurde uns schon gesagt, dass wir mit zwei weiteren Sportbooten hinter dem Berufsschiff einfahren sollten. Neben der schicken Yacht war das noch ein kleines Familienboot. Alles klar, kein Problem.
Das Problem zeigte sich dann in der Schleuse. Die Schwimmpoller sind rechts und der der Kollege vor uns legte sich mit Mühe und Not und unter Einsatz von Bug- und Heckstrahlruder an den ersten freien Schwimmpoller, den er erreichen konnte. Das kleine Sportboot passte noch dahinter und wir?
Der Typ saß dick und fett auf seiner Flybridge wie Graf Koks von der Gasanstalt und würdigte andere keines Blickes. Also was tun. Dran vorbei fahren und den nächsten freien Schwimmpoller nehmen oder Backbord anlegen und die Nischenpoller nutzen? Ich habe mich für die 2. Variante entschieden und es sollte sich noch zeigen, dass das ganz gut war.
Mit Blick auf die neuen Datenschutzrichtlinien habe ich Graf Koks und seinen Kahn nicht fotografiert. Vielleicht kann man an diesen Bildern das Problem erkennen.
Oben das kleine Sportboot direkt vor dem Drempel, Mitte der Bug von dem „Kollegen“ und unten die freie Schleusenwand bis zum Berufsschiff.
Na ja, es war schönes Wetter und ging zu Tal, ich regte mich nicht mehr sonderlich drüber auf. Unten angekommen wollten wir nach dem Berufsschiff ausfahren (wir lagen ja jetzt auch an Nr. 2), Martina hatte die Leine schon fast gelöst, als ich hinter uns die Querstrahlruder wieder hörte und der Graf zum Überholen in der Schleuse ansetzte. Martina konnte uns gerade noch wieder an die Wand ziehen und ich habe nach was schwerem zum werfen gesucht…….
Was solls? Der Vogel war schnell aus den Augen und damit aus dem Sinn und nach der Emsüberquerung
waren wir auch bald in der Marina Fuestrup, die wir uns für die Übernachtung ausgesucht hatten.
Sehr schön gelegen in der Alten Fahrt Fuestrup. Die Einrichtungen liegen auf der Halbinsel zwischen DEK und Alte Fahrt, die Gästeplätze sind auf der „Landseite“ oder anders gesagt: Einrichtungen in Dover, Liegeplätze in Calais und als Verbindung eine Fähre.
Ein sehr schöner Platz für unsere kleine Unterbrechung des Törns.
Für unsere Verhältnisse sehr früh hieß es bereits um 8:30 Uhr Leinen los und die Marina Fuestrup lag im Kielwasser.
Die Fahrt von Münster bis zum Nassen Dreieck und dem Abzweig zum Mittellandkanal war sehr ruhig. Wir hatten diesmal keinen Berufer vor uns und konnten mit 11 bis 12 kmh zu Tal fahren. Ich habe feststellen können, dass MaRa nach der Aufmöbelung des Unterwasserschiffes bei gleicher Drehzahl ein kmh schneller fährt. Auch nett 😀
Hier ein paar Impressionen von dieser sehr entspannten Fahrt.
Hier erreichen wir die Einmündung zum Mittellandkanal
Direkt dahinter beginnt mit der Schleuse Bevergern die Nordstrecke des DEK. Wir sind die ja letztes Jahr auf der Rückfahrt unseres Sommertörns schon zu Berg gefahren und waren begeistert. Wer das nachlesen möchte, gerne hier klicken:
Eine Rundreise – Der Sommertörn 2017
In Bevergern gab es dann doch ein Problem. Der Schleusenwärter sagte, wir sollen uns am Wartesteg fest machen und bei grün dürften wir einfahren. Warum festmachen? Nun gut, wir folgten der Anweisung und warteten und warteten und warteten.
Zwischendurch hatten wir dann auch mal Zeit für ein Selfie
Aber an der Schleuse passierte nichts. Inzwischen kam auch ein kleiner Schubverband vom WSA, der dann mal nachfragte, ob die Schleusenwärter eingeschlafen seien. Aber es war wohl ein technisches Problem. Der Funkverkehr war sehr lustig und schuld war dann nach gemeinsamer Diskussion der Techniker Maik. Armer Kerl 😀
Nach 1,5 Stunden hatte der Schleusenwärter aber wieder alles im Griff und es ging weiter. Schleuse um Schleuse immer weiter Richtung Nordsee.
Bevergern, Rodde, Altenrheine, Venhaus, Hesselte, Gleesen, alleine die Namen der Schleusen klingen doch schon nach Urlaub.
Zwischendurch haben wir Niedersachsen erreicht und die NRW-Flagge wurde eingeholt. Nun flattert Niedersachsen an Steuerbord.
Hinter der Schleuse Gleesen waren wir zum ersten Mal auf der gleichen Höhe mit der Ems und folgten dem Flusslauf ein kurzes Stück bis Hanekenfähr.
In Hanekenfähr haben wir uns dann wieder entschlossen, für den Tag Schluss zu machen und beim YC Lingen haben wir einen Platz für die Nacht ergattern können.
Auch recht ruhig in einer alten Fahrt gelegen, der Verkehr auf der Straße am anderen Ufer kam recht bald am Abend zum Erliegen.
Problem war nur, wir lagen direkt vor dem Vereinsheim und die Leute dort waren super nett. Und der Abend damit feucht-fröhlich, was mir am nächsten Morgen doch ganz leichte Startprobleme verursachte 😀
Es war aber nichts, was ein ordentliches Frühstück mit leckerem Kaffee nicht schnell in den Griff bekommen hätte.
Und so ging es, diesmal ein Stündchen später, weiter auf die letzte Etappe.
Das war nur noch ein kurzer Sprung durch die Schleusen Varloh und Meppen, die wir jeweils nach kurzen Wartezeiten passieren konnten.
Nach der sehr schönen Ortsdurchfahrt Meppen inkl. Mühle
Erreichten wir schon den Abzweig zu unserem neuen Heimathafen in dem Ems Altarm Roheide Ost. Wir wurden vor Untiefen in der kapp 600 m langen Einfahrt gewarnt, aber in langsamer Fahrt ging es ohne Schwierigkeiten in den Hafen.
Angekommen in unserem neuen Hafen und Revier. Wir wurden sehr freundlich empfangen und haben einen schönen Liegeplatz, wie wir ihn uns immer vorgestellt und gewünscht haben.

Copyright YCHE Meppen, entnommen der website http://www.yachtclub-meppen.de
Vielen Dank fürs mitlesen und mitfahren. Über Kommentare freue ich mich wie immer.