Irgendwas ist immer! Oder wie es schon das Kölner Grundgesetz sagt:
- § 1 – Et es wie et es
- § 2 – Et kütt wie et kütt
- § 3 – Et hätt noch immer jot jejange
- § 4 – Wat fott es es fott
- § 5 – Nix bliev wie et wor
- § 6 – Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet
- § 7 – Wat wellste maache
- § 8 – Mach et jot ävver nit ze off
- § 9 – Wat soll dä Quatsch?
- § 10 – Drinkste ene met?
- § 11 – Do laachste dech kapott
Ich bin zwar kein Kölner und mein Spruch ist immer: „Pläne sind dazu da, hinterher gemeinsam zu lachen!“, aber diesmal ist selbst uns mal das Lachen etwas schwerer gefallen. Doch am Ende des Tages war es mal wieder ein wunderschöner Urlaub mit vielen Eindrücken netten und weniger netten Bootkollegen und das alles in einer tollen Landschaft.
Geplant war der Törn für die Zeit vom 9. bis 30. Juni 2022. Martina wollte gerne mal wieder die Turfroute fahren, auf der sie ihre ersten Schritte als damals noch völlig ahnungsloser Erster Offizier machen durfte. Und ihr Wunsch war mir natürlich Befehl. Leider hakte es bei uns in dem Jahr gesundheitlich und zu allem Überfluss hatte ich mir Ende Mai auch noch unser aller Lieblingsvirus eingefangen. Aus dem 9.6. wurde schonmal nichts, aber am 10.6. waren dann doch alle Sachen gepackt.
Abends waren wir dann an Bord und genossen den ersten Abend. Wir hatten es nicht eilig, denn zu der Zeit (vor den Sommerferien) wird der Haren-Rütenbrock-Kanal Sonntags noch nicht bedient, so dass wir in aller Ruhe am Samstag klar Schiff machen konnten, und Sonntag schon mal nach Haren fahren wollten.
Der Samstag begann herrlich!

Und als alles geputzt und gewienert war, sagte meine innere Stimme: Probefahrt! Keine Ahnung warum, das haben wir noch nie gemacht. Doch als wir aus der Box ablegten, funktionierte das Bugstrahlruder nicht. Es war nur noch ein Schnarren zu hören aber keine Funktion mehr vorhanden. Das darf doch nicht wahr sein! Es ging doch noch, als ich MaRa 4 Wochen vorher an unseren neuen Liegeplatz verholt habe. Danach wurde nichts mehr gemacht. Meine Vermutung war, dass die Batterie leer war und meine Hoffnung, dass die Lichtmaschine sie wieder aufladen würde. Also ab auf die Ems und ein wenig rumgefahren. Sonst war auch alles in Ordnung, nur das Bugstrahlruder verweigerte noch immer den Dienst.
Zurück in der Box habe ich die Batterie gemessen, sie zeigte 12,8 V also scheinbar alles ok. Die Diskussionen mit den Vereinskollegen gingen über trocken gelaufen, Antriebsstift gebrochen, Fremdkörper im Propeller und und und.
Trocken gelaufen erschien mir noch am wahrscheinlichsten, denn ich habe tatsächlich einen Ölbehälter gefunden, der versteckt am Motor angebracht ist und leer aussah. Da hatte ich mich nie mit beschäftigt aber Unwissenheit schützt nicht vor Strafe! Glücklicherweise habe ich aber noch das alte Handbuch von Vetus und da stand: 0,5 l outboard gear oil. Aber wer hat sowas? Die Vereinskollegen vor Ort verschwanden alle in den Tiefen ihrer Boote aber alle kamen schulterzuckend wieder zurück!
Später am Tag kam glücklicherweise noch einer unserer Fachmänner für alles in den Hafen. Einmal kurz auf das Geräusch gehört und die Diagnose hieß: „Zu 90 % die Batterie!“. Auf meinen laienhaften Hinweis, dass die aber 12,8 V hätte kam die Erklärung, dass man das unter Last messen müsse. Also ich unter Deck ans Messgerät und Martina ans Bedienpanel. Ergebnis: 6,7 V! Der Experte hatte zu 100 % Recht! Wie sagte schon der Kaleu in „Das Boot“?
Gute Männer muss man haben!
Und die haben wir beim YCHE in Meppen!
Nun tat sich aber das nächste Problem auf. Es war Samstagnachmittag, kurz nach 17:00 Uhr und somit nicht mehr möglich, an eine neue Batterie zu kommen. Wir hätten zwar sicherlich auch ohne Bugstrahlruder fahren können, doch in den engen Revieren, in denen wir uns bewegen werden, wäre das in Stress ausgeartet.
Stress war das letzte, was wir haben wollten und Urlaub ist, wenn wir auf dem Boot sind. Da ist es auch egal, in welchem Hafen wir liegen. So haben wir auch den Sonntag noch schön im Heimathafen und Umgebung verbracht.
Am Montagmorgen haben wir dann sofort beim örtlichen Teilehändler eine neue Batterie und das notwendige Öl besorgt. Die Einkaufswut hat uns dann noch in einen naheliegenden Campingmarkt geführt, wo Martina einen neuen Teekessel und der Skipper einen eigenen Getränkekühlschrank (der vorhandene UND der Bordkühlschrank waren mit Fressalien voll!) bekommen hat.
Die Batterie war schnell eingebaut,
Öl war wider Erwarten völlig ausreichend drin und Montagnachmittag hieß es endlich: „Leinen los!“ und der Sommertörn 2022 konnte endlich beginnen.
13. Juni 2022 YCHE – Haren
1,5 Stunden, 1 Schleuse
Viel muss ich hier wohl nicht erzählen. Diese Strecke gehört zum Heimatrevier und ich habe sie schon oft in anderen Berichten beschrieben.
Vor Schleuse Hüntel hatten wir ausnahmsweise mal 45 Minuten Wartezeit, denn wir mussten auf die Extase aus Tschechien warten, die bei unserer Anmeldung in Hüntel gerade erst die Schleuse Meppen verlassen hatte. Also ran an den Wartesteg
und auf Marinetraffic unser „Schleusentaxi“ verfolgen, dass dann auch bald kam.
Der Yachthafen in Haren war sehr leer. Das kannten wir so gar nicht. Aber wir waren halt noch deutlich vor den großen Ferien, vielleicht war das der Grund.
Liegegeld war für uns nicht fällig, da die befreundeten Vereine in Meppen und Haren gegenseitig ihren Mitgliedern eine Freiübernachtung zugestehen.
Unser Belohnungsessen nach den bisher aufregenden Tagen gab es im Steakhaus am Dom in der Harener Altstadt. Prädikat: Empfehlenswert! Zwar gab es eine Extrakarte mit dem Hinweis, dass jedes Steakgericht aufgrund der aktuellen Situation 8,– € mehr kostet, die Qualität und der Service gaben das aber nach unserer Meinung her. Steakhaus Haren
14. Juni 2022 Haren – Musselkanaal
5 Stunden, 21 Brücken, 5 Schleusen
Auch den Haren-Rütenbrock-Kanal beschreibe ich hier wieder näher, denn auch er gehört irgendwie zu unserem Heimatrevier und wurde schon mehrfach beschrieben.
Vor der Brücke in Haren City mussten wir noch auf 2 Nachzügler warten, die aber bald um die Ecke kamen und dann ging es auch für uns weiter.
Direkt hinter der Grenzschleuse
legten wir passend zur Mittagspause der niederländischen Brugwachter an der Tankstelle an. MaRa hatte noch gut 80 l Diesel im Bauch und hatte also Durst. Aber bei 2,11€/l war ich dann doch zu knauserig, den 400 l-Tank voll zu machen. 142 l für 301,– € mussten reichen.
Und das alles nur, weil ich letzten Herbst zum Ende eines Wochenendausflugs zu faul war, noch mal bei damaligen rund 1,65 €/l zu tanken. Ich kann mich noch an meine Worte erinnern: „Ach, das können wir auch im Sommer bei der Hinfahrt machen.“ Ich Trottel! Aber wer konnte damals wissen, dass sich der Preis derart erhöht? Vielen Dank an wen auch immer…….
Auf dem Ter Apel-Kanaal ging es diesmal an unserem zweitliebsten Hafen vorbei. Wir wollten dort zum Törnende noch mal festmachen und keiner von uns ahnte, was sich dann noch abspielen sollte. Aber dazu später mehr…
Durch Ter Apel ging es zügig weiter Richtung Musselkanaal.
Auch der Hafen in Musselkanaal war leer. Dennoch unterlief dem Skipper beim Wendemanöver ein kleines Malheur. Kleiner Fahrfehler/Unachtsamkeit aber dankbares Hafenkino für die dortigen Wohnmobilisten. Außer der gekränkten Skipperehre ist nichts passiert, aber es war mal wieder ein guter Weckruf, das vermeintliche Routine nicht vor Fahrfehlern schützt. Letztendlich lag MaRa aber sicher vertäut im Hafen.
Später am Abend kam noch der Hafenmeister und kassierte 10,– € Liegegeld all inclusive und wir verabredeten die Weiterfahrt für den nächsten Morgen um 9:00 Uhr.

15. Juni 2022 Musselkanaal – Zuidlaarder Meer
6,5 Stunden, 48 Brücken, 7 Schleusen
Was für eine tolle Fahrt! Durch Stadskanaal bis Bareveld kennen wir die Strecke ja sehr gut, denn es war schon 3 Mal unsere Heimfahrt, wenn wir von Groningen über Veendam gekommen sind. Diesmal ging es für uns aber nicht durch Veendam sondern Kurs NW. Eigentlich haben wir damit gerechnet, dass für uns in Bareveld Schluss für den Tag sein würde und wir hatten auch von einem guten Bootskollegen aus Bergkamen (Sorry kaeptnjonny 😉 ) schon eine Empfehlung zum Essen für den Abend. Aber es wartete auf uns dort schon eine ganze Armarda Brug- en Sluiswachter (einer netter und freundlicher als der andere!)
Und so ging es Brücke für Brücke und Schleuse für Schleuse weiter…
…bis wir kurz vor 17:00 Uhr die letzte Brücke vor dem Zuidlaarder Meer erreichten.
MaRa’s DAF freute sich, dass er endlich mit mehr als 800 Umdrehungen fahren durfte und bis zum Hafen mal etwas mehr Leistung abrufen durfte.
Tagesziel war auf Empfehlung der Brugwachter Peter (lt. eigener Aussage der von Peter von Heidi!) und Frans (ich habe mich nicht getraut zu fragen ob der Frans von Sissi 😉 Allround Watersport in Meerwijk. Das Zuidlaarder Meer ist prima betonnt, man kann die Einfahrt gar nicht verfehlen.
Der Hafen ist schön. Alles sehr sauber und gepflegt. Allerdings mit sehr wenigen Passantenplätzen, so dass ich ihn in der Hauptsaison nicht anlaufen würde. Mit 10,– € Liegegeld + 1,– € Strom + 1,– € pro Dusche war der Preis schon fast billig.
Mit unseren Bordfahrrädern sind wir zum Essen in den Beachclub Vifero geradelt, sehr lecker, überraschend günstig und mit unbeschreiblichem Blick über den Sandstrand und über den See
16. Juni 2022 Zuidlaarder Meer – Groningen
2 Stunden, 4 Brücken, 0 Schleusen
Nach der doch recht langen Fahrt gestern, wollten wir heute nur einen kurzen Sprung nach Groningen machen. Die Ausfahrt aus dem Hafen und über das Zuidlaarder Meer ist schnell geschafft.
Durch eine wunderschöne Landschaft ging es Richtung Winschoter Diep, einem der Verbindungskanäle zwischen Groningen und dem Dollart.
Kurz davor wird es eng, denn es folgen 2 Brücken mit einer festen Durchfahrtshöhe von 3 bzw. 3,1 Meter, die der limitierende Faktor für viele Sportboote sind, die diese wunderbare Strecke nicht fahren können und den Weg über Veendam wählen müssen.
Über die Strecke bis hier hin habe ich ein kleines Video hochgeladen. Wer mag, klickt
Auf dem Winschoter Diep hat man es dann wieder mit der Berufsschifffahrt zu tun, die natürlich immer Vorrang hat. Aber bereits die erste Brücke zeigte sofort grün/rot und wir konnten ohne Wartezeit durchfahren. Bei der zweiten Brücke mussten wir uns kurz mit der Klingel für Sportboote in Erinnerung bringen, um dann vor der dritten doch zu stranden um auf die „Freya“ zu warten…

…hinter der wir noch kurz herfuhren, um alsbald nach links in die Stadt abzubiegen.
Im Oosterhaven war glücklicherweise „unser Stammplatz“ frei und wenig später lag MaRa fest am Steg.
Dies ist unser absoluter Lieblingsplatz an der Gracht um so das verrückte Treiben auf dem Wasser zu beobachten. Denn hier fahren aus dem kleinen Kanal immer die Jungs und Mädels der Stadt mit allen möglichen Booten an unserem Bug vorbei. Da ist immer Stimmung 😀
Oder auch das ist zu sehen: Link zu meinem Youtube-Kanal
Im naheliegenden Jumbo haben wir noch unsere Versorgungslast ordentlich aufgefüllt und haben den Abend dann gemütlich an Bord ausklingen lassen.
17. Juni 2022 Groningen – Smilde
5,5 Stunden, 23 Brücken, 3 Schleusen
Die Ausfahrt aus Groningen führt vom Oosterhaven über den Zuiderhaven durch die Eelderbrug in den Noord-Willems-Kanaal Richtung Assen.
Vorbei ging es an Museum und Hauptbahnhof sowie am Krankenhaus, wo uns eine wie wir finden sehr gelungene Skulptur begrüßte.
Die Bedienung der Brücken beginnt um 9:30 Uhr. Bis zum Zuiderhaven kein Problem für uns. MaRa macht sich ganz klein und huscht wieder unter Brücken durch. Doch an der Eelderbrug waren wir 15 Minuten zu früh.
Doppelrot bat uns noch zu warten und den Blick über den Zuiderhaven Richtung Innenstad zu genießen.
Durch die Brücke im Hintergrund kommt man, wenn man via Reitdiep also von Norden Groningen durchfährt. Haben wir auch schon gemacht und ist eine echte Empfehlung.
Hinter der Eelderbrug kam das Problem des Tages auf uns zu: die Eisenbahnbrücke direkt am Groninger Hauptbahnhof! Und die wird nur geöffnet, wenn wirklich ALLE Züge durch sind! Auch die Zeiten, die im Almanak genannt sind, sind nur „Näherungswerte“. Also am besten festmachen und warten, irgendwann geht es schon weiter. So auch für uns.
Über die Fahrt vom Oosterhaven bis hinter die Eisenbahnbrücke gibt es wieder ein kleine Video, zu finden hier:
Groningen vom Oosterhaven zum Zuiderhaven
Auf dieser Strecke liegt ein oder der Groninger Ruderclub und es sind entsprechend viele Rückwärtsfahrer auf dem Wasser. Man kommt als nur sehr langsam und vorsichtig voran. Auch weil manche Manöver von Bootskollegen doch recht undurchsichtig sind. Glaubt er hier wirklich, er könne einen 4er oder 6er oder 8er, was immer das war, überholen? 😀
Der Noord-Willem-Kanaal gilt weithin als langweilig zu fahren. Wir können diese Meinung nicht teilen, denn auch hier gibt es einiges zu bestaunen.
Wer von euch hat in jungen oder nicht mehr ganz so jungen Jahren die Rocky Horror Picture Show gesehen und geliebt? Hände hoch, gebt es zu! der ausrangierte Strommast erinnerte mich sofort an eine der letzten Szenen. Aber ich schweife schon wieder ab 😀
Oben rechts ist die „Witte Molen“ zu sehen. Eine sehr schöne und gut erhaltene Mühle wie ich finde.
An der Oosterbroeksebrug wechselten wir die Provinz und kamen von Groningen nach Drenthe.
Die Mittagspause verbrachten wir dann vor der Schleuse Vries, an der schon fleißig gewerkelt wurde.
3 Tage später wäre sie für längere Zeit gesperrt und für uns wäre die Strecke nicht mehr befahrbar gewesen. Solche Informationen über Sperrungen in den Niederlanden hole ich mir im Vorfeld immer über vaarweginformatie.nl Eine wichtige Seite, wie ich finde.
Mit uns wartete die „Zita“
Die musste gar nicht anlegen, sondern konnte vorne und hinten zwei „Stempel“ runterkurbeln und sich somit am Grund festhalten. Das funktioniert bis ca. 2,5 m Wassertiefe erklärte mir der Skipper. Faszinierend!
Die Zita bog dann vor Assen nach links in den neuen Kanal in die Stadt ab, wo wir vor ein paar Jahren auch schon mal eine Nacht verbracht haben.

Für uns ging es weiter nach rechts auf die Drentsche Hoofdvaart Richtung Turfroute.
Ziel für den Tag war eigentlich Appelscha aber uns wurde mit Blick auf die Uhr schon sehr bald klar, dass das nicht zu schaffen sein wird. Die Brückenwärter machen verdienter Weise immer sehr pünktlich Feierabend. So entschlossen wir uns kurzfristig, in Smilde festzumachen. Wie überall in den Niederlanden gibt es auch dort freie Liegeplätze, allerdings ohne jedwede Versorgung. Aufgrund des elektrischen Durcheinanders auf MaRa ist das kritisch aber eine oder zur Not auch 2 Nächte ohne Landstrom gehen immer.
Vis-á-vis war ein Jumbo, ein Aldi, ein Geldautomat, eine Pizzeria und ein Eetcafé: Herz, was willst du mehr?
Nur die Hitze an dem Tag war unerträglich.
Gegessen haben wir in der Pizzeria, einfach aber richtig gut und sensationell viel! Dort kam am Abend noch gefühlt das ganze Dorf mit ihren Kindern vorbei. Ich habe nicht herausbekommen, was da los war. Es hatte was vom Rattenfänger von Hameln, aber ich glaube, alle sind wohlbehalten wieder heim gekommen 😀
Wir haben auf jeden Fall den Abend in Smilde genossen. Sieht man, oder ? 😉
18. Juni 2022 Smilde – Donkerbroek
3,5 Stunden, 17 Brücken, 5 Schleusen
Auf gehts in die Turfroute! Für mich bereits das 3. Mal und ich freue mich immer wieder aufs Neue drauf.
In Smilde war der Brückenwärter pünktlich um 9:00 Uhr zum Dienst erschienen, so dass wir kurz danach schon in die Opsterlânske Kompanjongsfeart einbiegen konnten.

Im Gegensatz zu unseren früheren Fahrten in diesem Revier konnten wir feststellen, dass es mittlerweile einen Generationswechsel bei den Brug- en Sluiswachtern gegeben hat. Alles wurde von ganz jungen und durch die Bank sehr netten Kerlen bedient.
Der ersten lernten wir in der Damsluis kennen, der zwar noch mit der alten Technik kämpfen musste aber mit der Hilfe eines „Alten“ doch alles hinbekommen hat.
Und wie man sieht, haben wir dort wieder eine Provinzgrenze überquert: Wolkom yn Frylân!
Unterwegs gibt es auch einige Selbstbedienungsbrücken. Also anlegen, den Ersten Offizier absetzen, damit sie die Brücke öffnet, durchfahren und sie wieder an Bord nehmen. So läuft es zumindest in der Theorie. In der Praxis gibt es sehr geschäftstüchtigen Nachwuchs, der die Brückenöffnung übernimmt. Jedoch nicht, ohne anschließend den früher üblichen „Klompen“ an der Angel anzureichen, um zu kassieren. Von JEDEM Boot! 😀
Aber der Service ist es auch wert!

Eine Mittagspause gibt es auf der Turfroute, wie auch in ganz Friesland, nicht. Und so ging es gemütlich durch Appelscha und Oosterwolde (ein kleines Video aus meinen Charterzeiten hier: Durchfahrt Oosterwolde ) nach Donkerbroek. Dort haben wir noch nie festgemacht sondern sind immer durchgefahren. Ein Fehler, wie wir feststellen mussten. Ein herrlich ruhiges Fleckchen Erde, wo man durch eine sehr rege Hafenmeisterin bekümmert wird, die das 4 Monate im Jahr im Ehrenamt für die Dorfgemeinschaft macht. Daumen hoch!
Den Sonntag haben wir dort auch noch verbracht, denn Brücken und Schleusen werden erst im Juli und August auch Sonntags bedient. Eigentlich wollten wir an diesem Tag ja auch schon weiter sein, aber ihr erinnert euch an den Anfang des Törns und die damit verbundene Verspätung. Aber es gibt deutlich schlimmere Plätze, um einen Sonntag zu verbringen. Chillen, Vanillevla mit Erdbeeren, Dorfspaziergang, Notizen für diesen Reisebericht… So bekommt man seinen Sonntag schon rum.
Und das alles als Vorbereitung auf diesen Sonnenuntergang. Gibt es viel schöneres?

Ob man dort ein Liegegeld bezahlen möchte, ist völlig freiwillig. Man ist dort Gast! Auch Strom gibt es gratis. Nur die Dusche schluckt einen Euro für warmes Wasser. Jeder wirft so viel wie es ihm Wert ist in einen Schlitz im Waschhaus und gut ist. Wir haben 20,– € gezahlt. Auf Wunsch kann man auch für 8,– € noch einen Dorfwimpel erwerben. Wenn nicht, auch gut.
Schön hier in Donkerbroek. Wir kommen wieder!
20. Juni 2022 Donkerbroek – Grou
6,5 Stunden, 31 Brücken, 4 Schleusen
Morgens haben wir uns erstmal ans Waschhaus vorverlegt um unseren Wassertank aufzufüllen, unseren freiwilligen Obolus für die Liegezeit einzuwerfen und auf den Brückenwärter gewartet.
Der kam auch kurz nach neun und war der Ehemann der Hafenmeisterin. Offensichtlich ein Familienbetrieb dort.
Zügig geleitete er uns durch die ersten 3 Brücken des Tages.
Bis Gorredijk waren wir heute zu zweit unterwegs. Laut Karte sollten auch heute wieder einige Selbstbedienungsbrücken auf dem Weg liegen. Aber viele von denen wurden durch fleißige Mitarbeiter der Provincie Frylân bedient. Bei den anderen war es heute auch einfach. Denn wenn man zu zweit unterwegs ist, macht einer die Brücke auf und der andere wieder zu. Klappt super.
Unterwegs war relativ wenig Verkehr. Entgegenkommer waren selten.
Hatte ich schon über die Schleusen auf der Turfroute berichtet? Die Dinger sind bei der Talschleusung immer randvoll. Für die Fender bleiben da noch max. 10 cm, die nicht wirklich helfen. Der leichte Wind, der uns auch noch immer Richtung Schleusenmauer drücken wollte, war auch keine wirkliche Hilfe.
Vorsichtiges manövrieren war angesagt.
Die Friesen sind sehr stolz auf ihre Provinz und zeigen das auch. Stellenweise war der ganze Kanal beflaggt.
Vor Gorredijk hieß es dann wie immer, auf die Convoibedienung zu warten, die uns durch den Ort geleiten sollte.
Keine halbe Stunde später ging es dann Brücke für Brücke mitten durch den Ort. Im Passantenhaven legte unsere Begleitung dann an und wir fuhren alleine weiter zur Schleuse.
Diese Schleuse finde ich immer wieder spannend. Nicht, weil sie besonders schwierig wäre, aber sie liegt nun wirklich mitten in der Stadt mit parkenden Autos auf der einen und einer Kneipe auf der andern Seite.
Schleusenkino! 😀
Hinter Gorredijk wird es zunächst etwas größer und weiter.
Aber nur bis Aldeboarn, die mit Abstand engste aber für uns auch schönste Ortsdurchfahrt des ganzen Törns. Am Ortseingang gibt es einen Bedienknopf und der Brugwachter kommt, wenn er nicht gerade den Gegenverkehr bedient, schnell angeradelt.
In Nes gab es die zunächst letzten 2 Brücken, die für uns gehoben werden mussten, denn danach ging es für uns über das Pikmeer zu unserem Tagesziel in Grou. Der Wind hatte mit 4 – 5 bft mittlerweile etwas aufgefrischt, was wir in den engen Kanälen gar nicht so gemerkt haben. Aber auf dem offenen Wasser waren die Schaumkronen schon deutlich zu sehen.
In Grou legt man in Boxen an, aber trotz Wind gelang uns das super. Berechtigt stolz gab es den Anlegeschluck in Het Theehuis

wo wir nach einem kleine Spaziergang durch den Ort auch den Abend ausklingen ließen.
Noch ein kleiner Hinweis. In Grou gibt es auch eine Tankstelle. Ihr erinnert euch, dass wir im Haren-Rütenbrock-Kanal für 2,119 €/Liter getankt haben? Hier mal der Preis vor Ort:
Ok, Bio-frei, aber trotzdem heftig, oder? Wir haben nicht getankt 😉
21. Juni 2022 Grou – Sloten
4 Stunden, 2 Brücken, keine Schleusen
Mit Verlassen der Turfroute endete auch unser Plan, den wir uns zu Hause zurecht gelegt hatten. Ab hier wollten wir uns einfach treiben lassen und von Tag zu Tag entscheiden, wohin uns der Wind weht. Selbst diese Entscheidungen haben wir ab und an über Bord geworfen. Hatten wir uns beim Frühstück doch noch Joure als Tagesziel ausgeguckt, haben wir uns von dem wunderschönen Wetter verleiten lassen und sind einfach weiter nach Sloten gefahren.
Aber der Reihe nach. Die Nacht war wunderbar ruhig. Leicht schaukelig wenn ein Berufsschiff vorbei fuhr aber das stört ja keinen. Erst mit Sonnenaufgang und den ersten doch recht zügig fahrenden, größeren Sportbooten ruckte MaRa dann doch mal heftiger in den Leinen.
Der Blick am Morgen Richtung Pikmeer ist aber grandios.
Wer mal wissen will, wie nah und zügig die Berufsschifffahrt am Hafen vorbei fährt, dem sei hier ein Blick empfohlen: Berufsschiffahrt in Grou/Friesland
Man sieht sehr gut, wie der Schwell am Nachbarboot wirkt. Aber wie gesagt: bei der Berufsschifffahrt schaukelt es nur angenehm, die großen Jachten sind viel schlimmer.
Für uns ging es nach einem ausgiebigen Frühstück erstmal ain Stückchen auf den Prinses Margrietkanaal, die „Autobahn“ quer durch die Niederlande vom Dollart zum Ijsselmeer, Richtung Sneeker Meer.
Über das Sneeker Meer ging es weiter Richtung Goaiingarypster Puollen (wer hat sich den Namen ausgedacht? Wenn jemand die Auflösung/Bedeutung kennt, gerne in die Kommentare 😀 ). Es war so schön! Windstill und wenig Verkehr. Ich kenne die Gegend auch an einem Sonntag in den Ferien. Da kommt man da zu Fuß rüber, von Boot zu Boot. Aber so? Einfach nur Herrlich!
„Kurs halten, Skipper! Die Ausfahrt Richtung Joure ist voraus!“ Klare Ansage vom Ersten Offizier, ich musste mich um nichts kümmern 🙂
Vorbei an der Joustersluis ging es Richtung Langwarder Wielen
um von dort über Jaansleat
wieder die „Autobahn“ zu kreuzen und über den Johan Frisookanaal bald Woudsend zu erreichen.
Den Ort kannten wir bisher nur durch unsere „Sturmfahrt“ über das Sloter Meer 2018 (wer das noch mal nachlesen will klickt gerne HIER) und hatten damals keinen Blick für die Schönheit des Ortes. Kurz haben wir überlegt, doch nicht nach Sloten zu fahren sondern hier zu bleiben. Doch wir waren schon an den schönen Plätzen vorbei und so fuhren wir doch weiter. Aber der Ort ist vorgemerkt!
Sloten war kurz danach, nach der Überquerung des diesmal sehr braven Sloter Meers, erreicht.
In Sloten ist die erste „Bezahlbrücke“ zu passiere. Mittlerweile ist der Preis auch auf 3,– € angehoben. Martina zahlte brav unseren Beitrag in die friesische Gemeindekasse.

Unser Lieblingsplatz unter der Mühle war eigentlich frei. Eigentlich! Denn es meinte einer mit seinem mickrigen Daycruiser an der Liegestelle für größere Boote festmachen zu müssen obwohl gegenüber ein schnuckeliger Hafen für kleinere Boote ist.
Mit Hilfe der Bootsnachbarn haben wir den dann nach vorne verholt.
Und so passte es auch für unsere 10 m lange MaRa. Knapp, aber es passte 😀

Der „Kollege“ hat direkt unter dem Schild festgemacht. Das lässt doch eigentlich keine Fragen offen, oder?
Im Laufe des Nachmittags kam dann der Skipper (muss ich sagen, dass es „natürlich“ ein Landsmann von uns war?) zurück und hatte nichts besseres zu tun, als sich über die neuen Festmacherknoten zu mockieren. Ich habe mich extra auf das Vordeck gesetzt, um eventuelle Sprüche entsprechend zu kommentieren. Es kam aber leider nichts weiter 😀
Im kleinen Supermarkt in Sloten füllten wir noch unseren Kühlschrank wieder auf, bummelten noch durch den Ort und genossen den Abend an Bord.
22. Juni 2022 Sloten – Schoterzijl
2,75 Stunden, 2 Brücken, keine Schleusen
Was für ein schöner Morgen!
Wir hatten Zeit! Keine Brücke oder Schleuse lag auf unserem Weg, die wir zu einer bestimmten Zeit erreichen mussten. Also hat sich der Skipper mal aufgerafft und für seine Herzallerliebste frische Brötchen besorgt. Natürlich nicht, ohne noch mal Bilder von diesem schönen Ort zu machen.
Den Brunnen vor dem Supermarkt habe ich oben schon mal gezeigt. Hier ist er jetzt mit einer Erklärung, was es damit auf sich hat.
Nach einem ausgiebigen Frühstück gab es auch noch richtig was zu sehen. Auf dem Wasser war um 11 Uhr schon gut was los.
Aber irgendwann konnten wir uns auch aufraffen und haben die Leinen losgeworfen. Die Plätze an der Mühle sind sehr begehrt. Denn kaum dass man abgelegt hat, kommt schon der nächste angefahren. Hinter uns ein „Herrentrüppchen“ mit einem Charterboot, das wir schon in Grou am Steg erlebt haben, und auch unser Platz wurde sofort wieder angesteuert.
Beim Frühstück hatten wir besprochen, dass unser Tagesziel der Hafen De Driesprong hinter Echtenerbrug sein sollte. Dort hatten wir bereits auf einem früheren Törn eine Nacht verbracht und den Grill angeschmissen. Und grillen war genau das, was der Skipper und sin Fruu für heute auf dem Speiseplan stehen hatten.
Allerdings fiel mir unterwegs noch ein kleiner, schnuckeliger Hafen ein, in dem ich mit meiner Tochter auf unserem Chartertörn 2013 mit der „Flora“ von Yachtcharter Turfskip in Echtenerbrug festgemacht hatten: Schoterzijl an De Kunder of Tjonger. Einem Kanal, der in der anderen Richtung wieder zur Turfroute und in der Verlängerung über die Linde nach Ossenzijl und De Weerribben führen würde. Soviel vorab: lt. Erstem Offizier eine Toppentscheidung des Skippers 😀
Nun aber der Reihe nach, wir sind ja noch in Sloten. Und da passierte etwas, was ich schon den ganzen Törn beobachten konnte: Martina wollte fahren!
Und sie steuert gut! Kein Zick-Zack-Kurs, keine „eckigen“ Kurven, ganz sanft und ruhig brachte sie MaRa aus Sloten, über das Brandmeer, quer über den Prinses Margrietkanaal Richtung Tjeukemeer.
Ich kann es ja durch nichts erklären, aber ich liebe diesen See! Bisher bin ich bei jedem vertretbaren Wetter drüber gefahren und war jedes Mal begeistert. Sobald ich meine Elektrik an Bord im Griff habe (freiwillige Fachleute mögen sich bitte melden! 😀 ) bleiben wir auch mal an der Marchjepôlle, der Insel im See, für länger liegen!
In Echtenerbrug erreichten wir die zweite Brücke mit Brückengeld (wieder 3,– €). Früher hat der Brückenwärter noch zu lauter Schlagermusik getanzt. Aber auch hier hat es wohl einen Generationswechsel gegeben und es wird nur noch der Klompen an der Angel hingehalten. Schöne alte Zeit!. Das Brückencafé ist aber noch immer gut besucht.
Vorbei ging es an Yachtcharter Turfskip, wo tatsächlich „unsere Flora“ an der Kade lag. Selbstverständlich habe ich meiner Tochter ein Foto geschickt und es kamen nur Herzchen zurück 🙂
Hinter Echtenerbrug, am Ende des Pier Christiaanslot, liegt der Hafen De Driesprong, von dem ich vorher schon erzählte. Wir bogen aber nach rechts ab und fuhren 45 Minuten durch eine traumhafte Landschaft bis nach Schoterzijl.
Einen kleinen 360°-Rundumblick findet ihr HIER
Es war überraschend voll in Schoterzijl, doch wir haben noch einen Platz an der großen Wiese bekommen und konnten auch unseren Speiseplan in die Tat umsetzen.
Ich habe zum ersten Mal seit Jahren wieder mit Holzkohle gegrillt. Der Wind half mir beim anfeuern und der Löscheimer stand auch bereit 😀
Abends kam noch der Hafenmeister, Dusche und WC konnten vom Campingplatz mitgenutzt werden. Es ist einfach ein schönes Fleckchen dort. Ein Geheimtipp also PSSST! 😉
Noch ein kleiner Hinweis, für alle, denen ich jetzt Lust auf diese Strecke gemacht habe. Vom Pier Christiaanslot bis Schoterzijl kann man mit einem Tiefgang von 1,10 m fahren. Ab da bis Ossenzijl nur noch 1 Meter. Deshalb ist für MaRa da auch immer Schluss. Wir haben einen Meter Tiefgang, das möchte ich nicht riskieren.
23 Juni 2022 Schoterzijl – Blokzijl
4,5 Stunden, 6 Brücken, 2 Schleusen
Nach einer sehr ruhigen Nacht, ausgeschlafen und mit unserem morgendlichen Kaffee auf dem Vordeck konnte der neue Tag beginnen.
Wenn man morgens so einen Blick hat, vergisst man schon die Zeit.
Gegen halb elf war aber auch der letzte Kaffee getrunken und Schoterzijl blieb im Heckwasser zurück.
Wir mussten auch los, denn uns lief schon die ganze Zeit vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammen! Vor einigen Jahren waren wir in Blokzijl auf der Suche nach Pannenkoeken ( habe ich schon erwähnt, dass wir Pannenkoeken lieben? 😀 ) und sind auf die Empfehlung von Frau Google im Restaurant T’Sluiszicht, direkt an der Schleuse in Blokzijl gelandet. Pannenkoeken gab es dort allerdings nur Mittags und wir mussten uns „notgedrungen“ für Spareribs entscheiden. Was waren die lecker! Und da wollten wir natürlich unbedingt wieder hin, ins Restaurant T’Sluiszicht
Die Fahrt dahin kannten wir im Grunde genommen schon. Zunächst den gleichen Weg zurück den wir am Vortag gekommen sind, um dann rechts Richtung Mr. H.P.Linthorst Homansluis abzubiegen, in der Hauptsaison DEM Nadelöhr zwischen Friesland und Overijssel.
Der Verkehr nahm deutlich zu, die Landschaft blieb zauberhaft.
Unten links sieht man schon eine Marco, die wir noch näher kennen lernen sollten. Denn vor der Oldetrijnsterbrug liefen wir auf sie auf. Ein deutsches Boot, der Heckbeschriftung nach aus Cochem/Mosel. Vor der Brücke, wir hatten schon rot/grün, blieb der Skipper aber sehr weit stehen. Wer die Gegend dort kennt weiß, dass die Brückenwärter seelenruhig mit der Öffnung warten, bis du nah genug rangefahren bist. Wir schoben uns also vorbei und ich rief dem Skipper noch zu, dass nichts passiert, wenn er nicht vorfährt.
Später mussten wir in Ossenzijl gemeinsam die Mittagspause vor der Brücke abwarten und wir konnten die Situation klären. Rainer war mit seiner neu erworbenen Marco erstmals Einhand unterwegs, mit den örtlichen Gegebenheiten überhaupt nicht vertraut und für jeden Hinweis dankbar.
Vorher ging es aber noch durch die Mr. H.P.Linthorst Homansluis und damit hieß es
oant sjen Fryslân.
Ab jetzt waren wir ein paar Tage in Overijssel unterwegs, wie gesagt zunächst zur Mittagspause in Ossenzijl.
Hinter der Brücke ist der Abzweig nach Giethoorn und da staute es sich durch den Gegenverkehr das erste Mal. Kurz danach ist der Hafen De Kluft, wo wir auch schon zweimal übernachtet haben.

Direkt dort beginnt die Fahrt durch De Weerribben. Dort waren wir zwar schon mehrfach, aber es ist und bleibt Martinas Lieblingsrevier! Was bin ich froh, dass es mittlerweile die Handyfotografie gibt. Sie hätte mindestens 4 36er Filmrollen vollgeknippst 😉 Hier mal eine kleine Auswahl:
Gemeinsam mit Rainer und seiner Marco sowie anderen Booten ging es langsam und genüsslich, seit Ossenzijl im Convoi, da durch, mit allen Begegnungen, die dazu gehören. Natürlich gab es den obligatorischen Stau und es wurde auch mal eng!
Hinter dieser Brücke kam noch der Gegenverkehr dazu, es wurde spaßig 😀
Ab dem Giethoornermeer wurde es wieder breiter und schon war Blokzijl in Sicht.
Die Schleuse Blokzijl war also nicht mehr weit und wir hatten den ersten Blick auf T’Sluiszicht.
Rainer traute sich nicht mehr als 4. in die Schleuse Blokzijl und kassierte bei seinem Schleusengang prompt einen Anschiss der durchaus resoluten Schleusenwärterin 😀
MaRa lag da schon fest im Kolk mit unverbaubarem Blick auf die Stadt.
Egal, wir verabredeten uns für den Abend zu Spareribs und Bier an der Schleuse und genossen anschließend den heißen Abend bei Rainer auf seiner Yankee II.
Schließlich gab es noch Abendunterhaltung durch den Piratenkoor des Ortes. Gemütlich, wenn auch nicht jedermanns Sache 😀
Die Temperatur war auch Abends noch so hoch, dass wir unser schwimmendes Zuhause mal verlassen mussten. Es war unter dem Cabriodach nicht auszuhalten und runterklappen war auch keine Option, da wir dann in der prallen Sonne gesessen hätten. Aber auf dem Steg und im Schatten ließ uns den Abend genießen. Für Morgen sagte der Wetterbericht noch max. 20 Grad und Regen an.
24. Juni 2022 Blockzijl – Zwartsluis
2,5 Stunden, keine (eine) Brücke, keine Schleusen
Regnerisch begann der Tag und es hat sich auch ordentlich abgekühlt. Der Wetterbericht hatte also Recht!
Rainer verließ mit seiner Marco den Hafen in Blokzijl zuerst. Für ihn ging es wieder durch die Schleuse nach Scheerwolde, wo er einen Dauerliegeplatz hat. Mach es gut, es war eine schöne Zeit!
Für uns ging es gemütlich Kurs S Richtung Zwartemeer. Vorbei an Vollenhovem was wie Woudsend definitiv für einen zukünftigen Besuch vorgemerkt ist. Es sah einladend aus.
Die Brücke dort hätten wir so passieren können, MaRa ist halt mit den perfekten Maßen gesegnet, öffnete aber, da hinter uns ein etwas höheres Boot kam. Egal! Aber fällt euch was auf? Richtig, der Skipper hatte schon wieder frei 😀
Kurz danach erreichten wir den Abzweig nach Markenesse/Emmelord/Urk und somit zum Ijsselmeer.
Bereits in Sloten hatte ich mit dem Gedanken gespielt, in Lemmer die Schleuse ins Ijsselmeer zu nehmen und über Urk genau diese Strecke wieder binnen zu fahren. Das Wetter hätte es erlaubt, allein der Mut fehlte noch (MaRa ist halt ein altes Schätzchen) und natürlich die Karte für das Ijsselmeer 😉
Aber wie schon gesagt, hat MaRa dafür die perfekten Maße für niedrige Brücken. Kadoelerkeersluisbrug mit einer Höhe von 2,60 m unterfahren wir locker im geschlossenen Zustand.
Für das Ijsselmeer wäre es uns heute auch zu windig gewesen. 3-4 bft würden je nach Richtung schon für eine ordentliche Schaukelei sorgen, was wir auf dem Zwarte Water auch schon leicht zu spüren bekamen. Auf einem kurzen Stück hatten wir wieder eine spürbare Welle querab, aber kurze Stücke meistert MaRa problemlos und auch die Crew ist mittlerweile tiefenentspannt bei sowas.
Doch dann kam er: Der Depp des Tages! Mit einem Affenzahn kam er aus Richtung Kampen/Ganzendiep und fuhr sofort ca. 5-6 Meter in unserm Kielwasser. Ich habe Martina sofort gebeten, davon ein Foto zu machen (wäre was passiert, hätte sich die Versicherung bestimmt gefreut), aber bevor sie soweit war, war er schon rechts neben uns.
Zur Einordnung: wir fuhren nicht ganz 10 km/h und er irgendwas um die 11/12 km/h. Es dauerte also, bis er rechts an uns vorbei war und es war eine Steuerbordtonne voraus, die man tunlichst links umfahren sollte, was er auch vorhatte. Dafür musste er aber direkt vor unseren Bug ziehen!
Idioten gibt es leider nicht nur auf deutschen Autobahnen.
An Zwartsluis geht es dann außen vorbei, da war er dann vielleicht 300 m vor uns, nur um dann im Hafen 2 !!! Liegeplätze einzunehmen.
Was soll man dazu noch sagen?
Wir quetschten uns in eine Lücke auf der anderen Seite beim JH De Watergeus und ließen den Depp Depp sein.
In Zwartsluis bekamen wir dann Besuch von Martinas Tochter und ihrer Schwiegermutter in Spe, die Martina für einen unaufschiebbaren Termin in Bielefeld abholten. Ich was also für 24 Stunden Strohwitwer und machte das Beste daraus 😉
Das Restaurant De Blizzard liegt direkt am Steg. Drei Mal lang hinschlagen und ich bin wieder an Bord 😀
Auf der anderen Seite des Hafenbeckens war an dem Nachmittag/Abend der Zieleinlauf des alljährlichen Zwartewaterlandloop, einem Volkslauf über 12 km. Es war also gut was los, wobei der Animateur seine Lautsprecheranlage recht laut eingestellt hatte und jeden, wirklich JEDEN Läufer persönlich begrüßte. Es wurde irgendwann mal anstrengend 😀
Der Sonnenuntergang ließ mich aber alles Unbill des Tages wieder vergessen
25. Juni 2022 Hafentag in Zwartsluis
Nur keinen Stress war mein Motto für den Hafentag und daran habe ich mich auch durchgängig gehalten 😉
Martina wurde Nachmittags von ihrem Bruder wieder zurück gebracht und Abends sind wir zur Feier des Wiedersehens zum Italiener oder was die Niederländer so nennen. Lecker war es auf jeden Fall!
26. Juni 2022 Zwartsluis – Zwinderen
5,5 Stunden, 11 Brücken, 4 Schleusen
Es war soweit: die erste Etappe der Rückfahrt. Wehmut machte sich breit. Aber noch hatten wir ja ein paar Tage an Bord. Über Hoogeveensevaart und Veenvaart ging es wieder Kurs Deutschland.
Das erste Hindernis für uns auf dieser Strecke ist die Rogatsluis, 16 km von Zwartsluis entfernt. Wir mussten also nicht zum Start irgendwelche Bedienzeiten berücksichtigen, sondern konnten sofort losdüsen. Wobei „düsen“ 10 – 11 km/h bedeutet und wir somit noch immer gut 1,5 Stunden bis zur Schleuse brauchten.
Bei Abzweig in die Hoogeveensevaart bog hinter uns aus Richtung Meppel kommend ein weiteres Sportboot ein, das aber auf die Öffnung der Stapenhorster Grote Stouwe, mit einer Durchfahrtshöhe von 3 m im geschlossenen Zustand warten musste. Wir huschten mit gelegtem Mast wieder so drunter her,
Da der Kollege auch noch sehr langsam fuhr fürchtete ich schon, dass wir an der Rogatsluis lange auf ihn warten müssten. Aber der Herrscher über das Hebebauwerk fand wohl auch, dass er zu langsam sei, gab uns direkt grün und schleuste uns alleine. Als wir oben waren, sahen wir ihn ins Unterwasser kommen. Danach ward er nicht mehr gesehen.
Die Hoogeveensevaart ist bis hinter Hoogeveen mit „langweiligen“ 28 km gut beschrieben. Breit fließt der Kanal durch die Landschaft und man ist für die wenigen Schleusen und der damit verbunden Unterbrechung der Monotonie dankbar.
Glücklicher Weise darf man dort recht zügig unterwegs sein. Mich erinnert dieser Abschnitt immer an den ausgebauten DEK im Münsterland: schöne Landschaft, langweilige Fahrt.
Wie man sieht, hatten wir mittlerweile auch wieder die Provinz Drenthe erreicht und der Skipper hatte wieder frei
Doppelrot, also die Mittagspause, verbrachten wir vor der Nieuwe Brugsluis, die uns dann pünktlich um 13 Uhr auf das Niveau von Hoogeveen brachte.
Mit der Passage der „Krakeelbrug“, dort hatten wir mal eine Nacht verbringen dürfen, weil kein Liegeplatz in Hoogeveen mehr frei war,
ändert sich das Bild und die Langeweile ist zu Ende. Die Ortsdurchfahrt Noordscheschut mit der gleichnamigen Schleuse ist immer wieder aufs Neue schön.
Aber Achtung bei der Schleusenausfahrt! Dort ist eine SEHR starke Querströmung. Nach meinen Informationen ist dort die zentrale Wasserversorgung für die hier beginnende Verlengte Hogeveensevaart.
Wir hatten wie immer Geesbrug als Ziel ins Auge gefasst, denn dort gibt es am Anlieger alle notwendige Versorgung inkl. Kneipe im Ort. Aber auch wie immer, war dort kein Platz frei. Also gut 2,5 km weiter nach Zwinderen, ohne Versorgung aber mit gutem Anleger direkt hinter der Zwinderschebrug.
Auf dem Bild unten rechts sieht man schon das typische Problem auf der Veenvaart: Wasserlinsen. Die verstopfen gerne mal den Wasserfilter aber dieses Jahr war das alles erträglich. Das hatten wir auch schon mal ganz anders.
Versorgt haben wir uns an Bord selber und nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort stand einer ruhigen Nacht nichts mehr im Wege.
27. Juni 2022 Zwinderen – Barger-Compascum
5 Stunden, 16 Brücken, 5 Schleusen
Wir lagen die Nacht mit einem Boot aus Köln in Zwinderen…
…und ich ging davon aus, das wir den Tag gemeinsam fahren würden. Dem war aber nicht so, denn als wir kurz vor 9:00 Uhr die Leinen loswarfen, war dort noch keine Regung an Bord zu sehen. So sind wir alleine los in der Hoffnung, dass an der Driftbrug schon ein Brückenwärter sein wird. Gewagt, so ohne Anmeldung, aber was soll ich sagen? Den Mutigen gehört die Welt und 3 Minuten nach 9:00 Uhr öffnete sich die Brücke für uns.
Hinter der nächsten Brücke lagen schon andere Boote, die bereit für die Weiterfahrt waren und wohl auf uns warten mussten.
So ging es ab dort bis Nieuw Amsterdam zu viert weiter.
Wie man auf den Bilder sieht, war es teilweise ein regnerischer Tag, aber diese Tage waren auf unserem Törn wirklich die Ausnahme. Alles in Allem hatten wir während der ganzen Zeit tolles Wetter.
In Nieuw Amsterdam legten alle unsere Begleiter an. Für uns ging es weiter, bis wir wie immer zur Mittagszeit an der Oranjesluis in Klazienaveen warten mussten.
Bei der Tagesplanung am Vorabend hatten wir mal kurz überlegt, in Klazienaveen für den Tag festzumachen, aber mit gefiel nicht, dass wir dann am nächsten Tag ein zu langes Stück zu fahren hätten. Schade, aber irgendwann wird das schon mal in die Planungen passen.
Die Oranjesluis war während der Mittagspause oben und im Oberwasser lagen auch Boote. Also gingen wir davon aus, dass zunächst eine Talschleusung erfolgen würde und wir noch länger warten müssten. Aber von den Booten im Oberwasser rührte sich keiner, als die Mittagspause vorbei war, die Schleuse kam aber auch nicht nach unten. Nun, wir mussten wem Schleusenwärter wohl ein Zeichen geben. So legten wir ab, fuhren 20 Meter nach vorne und siehe da, die Schleuse kam leer zu Tal, um uns dann alleine nach oben zu bringen.
Kurz hinter der Oranjesluis beginnt der vor ca. 10 Jahren völlig neu gegrabene „Koning Willem-Alexanderkanaal“ ohne den die Veenvaart nicht existieren würde. Neben diesem Neubau wurden auch alle alten Kanäle wieder entkrautet und schiffbar bemacht. Nur dadurch können wir diese Rundfahrt unternehmen. Klasse!
Allerdings erzählte uns der Schleusenwärter der bald kommenden Sparsluis, dass dieses Jahr nur sehr wenig Boote unterwegs seien. Nun, es war noch vor den Ferien, doch er schob es auf den stark gestiegenen Dieselpreis. Ich weiß nicht, was stimmt. Sollte er Recht haben, könnte ich das nur bedingt verstehen. Alles in Allem hat uns der knapp 3-wöchige Törn weniger gekosten als wenn wir zu zweit für eine Woche auf die Kanaren geflogen wären! Aber jeder entscheidet für sich, wie er sein Geld ausgibt.
Da der Koning Willem-Alexanderkanaal keinen nennenswerten Zufluss hat kann man es sich nicht leisten, durch Schleusen Wasser zu verlieren. Daher hat man hier die Sparsluis mit entsprechenden Wasserbecken, wie wir das auch aus den westdeutschen Kanälen kennen, gebaut.
Hier mal ein kleines Video dazu: Sparsluis
Für uns war nach der Sparsluis der höchste Punkt des Törns erreicht. Wir überfuhren den Hondsrug, eine aus der Eiszeit entstandene Erhebung mit noch vielen Findlingen links und rechts des Kanals, und somit waren wir auf unglaublichen 19,5 m über NAP.
In der Koppelsluis ging es schon wieder die ersten 4,5 m hinab.
Das Freilichtmuseum durchfuhren wir diesmal nur.
Wir wollten noch ein kleines Stückchen weiter nach Barger-Compascuum, wo wir im örtlichen Superparkt noch mal etwas für den Rest des Törns einkaufen konnten. Die Restaurants im Ort sahen auch einladend aus, aber wir versorgten uns lieber wieder selbst. Ein netter Ort mit Versorgung am Anleger.
28. Juni 2022 Barger-Compascuum – Ter Apel
2,5 Stunden, 13 Brücken, 4 Schleusen
Bereits auf der Hinfahrt habe ich ja schon geschrieben, dass der Jachthaven De Runde in Ter Apel, nach unserem Heimathafen in Meppen natürlich, unser zweitliebster Hafen ist. Und auch, wenn wir dadurch zunächst am Haren-Rütenbrock-Kanal vorbei fahren mussten, wollten wir dort noch auf jeden Fall unseren Besuch abstatten. Das hängt auch mit den tollen Betreibern dort zusammen!
Doch zunächst mussten wir zusehen, dass wir wieder in einen Brückenöffnungsconvoi hinein kommen. Nach unserem obligatorischem Kaffee auf dem Vordeck
bei wir ihr seht mittlerweile wieder herrlichem Wetter, hieß es also, wie es sich bewährt hat, um kurz vor 9:00 Uhr los zur ersten Brücke des Tages, der Weth J.G. Hartmannbrug. Doch diesmal wartete dort keiner auf uns.
Nachdem wir das akademische Viertelstündchen abgewartet hatten war noch immer keiner in Sicht, der uns die Brücke geöffnet hätte. Aber dort steht vor jeder Brücke ein Schild mit einer Telefonnummer. Gemeldet hat sich nur die mailbox. Meine rudimentären aber immerhin mittlerweile vorhanden Kenntnisse der niederländischen Sprache ausgepackt, um „opening de brug“ gebeten und keine 5 Minuten später kam jemand und machte uns den Weg frei.
Apropos rudimentäre Sprachkenntnisse: in der nächsten Schleuse wurde er Erste Offizier vom Schleusenwärter auf niederländisch angesprochen und was antwortet sie? „Moment, mein Mann kommt, der kann das perfekt!“ Eine glatte Lüge aber es folgte ein sehr lustiges Gespräch 😀
Der Rest des Tages ist schnell erzählt: keine besonderen Vorkommnisse, nur schöne Landschaft.
Kurz nach der obligatorischen Mittagspause in der 7er Verlaat…
…der Skipper hat kurz überlegt, das Ende der Mittagspause selbst vorzuziehen 😉 , lag MaRa fest an Steiger A im Hafen
und wir genossen die Gastfreundschaft von Henk und seiner Frau. Das taten wir so gerne, dass wir uns spontan entschlossen, auch den kommenden Tag als Hafentag in Ter Apel zu verbringen. Das sollte ja alles kein Problem sein. Wir hatten den nächsten wichtigen Termin am 01. Juli in Bielefeld und könnten also am 30. Juni ganz in Ruhe nach Meppen in den Heimathafen fahren. Sollte! Könnte! Ganz in Ruhe! Hahaha!
Aber das wussten wir ja am 29. noch nicht und genossen somit den Tag in vollen Zügen.
30. Juni 2022 Ter Apel – doch nicht nach Meppen – Ter Apel
7 Stunden! 8 Brücken, 2 mal die gleiche Schleuse
Heimfahrt! Ihr kennt es schon: Kaffee auf dem Vordeck…
…und kurz vor 9:00 Uhr hieß es Leinen los, raus aus dem Hafen und rein in die 7er Verlaat.
Bis hier hin war alles ok. Nach der Schleuse zeigte die Motortemperatur auf einmal 80° an. Dazu muss man wissen, das der alte DAF575 eigentlich nie richtig warm wird und die Temperatur immer schon bei Drehzahlen um 1.400 U/Min auf max. 60° stieg. Komisch!
Am Abzweig zum Haren-Rütenbrock-Kanal waren wir schon bei 100°
Also ran an die Tankstelle, tanken wollten wir sowieso. Bei 110° legten wir an. Gar nicht gut!
Nachdem wir erstmal noch 100 Liter Diesel nachgetankt hatten, widmeten wir uns dem Temperaturproblem. Über die unterschiedlichen Kühlsysteme der MaRa lasse ich mich hier mal nicht im Detail aus. Für die Motorkühlung gibt es aber ein geschlossenes System mit Kielkühlung (wen Details interessieren, kann gerne eine email schreiben) und da schien das Problem zu sein, denn wir hatten Wasser in der Bilge. Einen Wasseraustritt konnten wir aber nirgendwo sehen. Was also tun?
Zunächst habe ich Wasser aufgefüllt. Die Temperatur ging durch die Zeit des Tankens auch schon wieder leicht nach unten. In der Hoffnung, dass das Wasser nun wie durch Zauberhand im Kühlsystem bleibt, haben wir uns entschlossen, weiter zu fahren.
In der Zwischenzeit kam der nächste Schwung Boote aus der Schleuse und der erste wollte wohl auch tanken. Die Bootsfrau am Bug fragte noch ganz normal, ob wir denn jetzt losfahren würden. Ein Skipper (nein, so kann man den nicht nennen!), offensichtlich von einem weiteren Boot dahinter, stand neben ihr an Land und ich hörte, wie er irgendwas von „Pommes holen“ faselte, schrie auf einmal in unsere Richtung: „FAHRT JETZT ENDLICH LOS!“:
Mein Blut fing an zu kochen wie unser Motor! Bin beim Schreiben dieser Zeilen heute noch stolz, NICHT zu dem „Herrn“ hingegangen zu sein. Ein paar „nette“ Worte flogen aber zurück! Mit dem Gewitter hatte er wohl nicht gerechnet, denn auf einmal wurde er ganz still.
Wir trauten uns also weiter, immer mit bangem Blick auf die Temperaturanzeige.
Aber schon kurz hinter der Grenzschleuse wurde klar, eine Zauberhand gibt es nicht und ein Leck im Kühlsystem bleibt ein Leck im Kühlsystem. 115° ließen uns stoppen. Also die Betriebsstelle des HRK in Haren angerufen und die Erlaubnis bekommen, am Wartesteg der Grenzschleuse festzumachen.
Dort haben wir auch die Rufnummer eines Mechanikers bekommen, der uns helfen könnte. Leider warte ich auf den Rückruf noch heute!
Inzwischen kam auch der Schreihals von der Tankstelle an uns vorbei und guckte blöd. Vielleicht hat er ja erkannt, dass unser Aufenthalt dort mal gar nichts mit „Pommes“ zu tun hatte. Bin mir aber nicht sicher. A….loch!
Für uns war guter Rat teuer. Der Wartesteg ist frei zugänglich und dort wollten wir MaRa auf keinen Fall unbeaufsichtigt liegen lassen.
Als letzter Ausweg blieb uns nur noch Henk Dun vom Jachthaven Ter Apel. Er selber war leider recht krank, schickte uns aber eine Stunde später seinen Mechaniker. Henk ist in Gold nicht aufzuwiegen!
Unter dem Strich konnte er zwar auch nichts reparieren, erklärte uns aber, wie wir zumindest nach Ter Apel zurück kommen konnten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir fuhren immer, bis der Motor über 100° war. Das war nie weit, max. 200 – 300 Meter, machten den Motor aus und legten an, ließen uns treiben, hangelten uns mit dem Bootshaken weiter oder ruderten!
Beim Anlegen am Kanalrand setzten wir auch noch im Schlick auf und konnten noch nicht mal treideln, was dort eine optimale Lösung gewesen wäre. Also Motor wieder an und mit Schwung aus dem Schlamm.
Langsam, ganz langsam näherten wir uns der Schleuse. Den Schleusenwärter hatte ich schon über unser Problem unterrichtet und er wartete geduldig. Irgendwann kamen wir auch tatsächlich in der Schleuse an und konnten dort den Motor für die letzten paar hundert Meter abkühlen lassen.
In der Zwischenzeit hatte ich soviel Wasser ins Kühlsystem nachgekippt, dass es in der Bilge schon kritisch wurde. Irgendwann, mir fehlt da auch die Geduld, eine halbe Stunde länger zu warten, ging es im Standgas aus der Schleuse und die Temperatur blieb tatsächlich zunächst bei 95°. Aber sobald ich ein Manöver fahren musste, und das musste ich spätestens bei der Hafeneinfahrt, schoss die Temperatur wieder nach oben.
Bei 115° machten wir am Kopfsteg fest. Motor aus, wir hatten es tatsächlich geschafft!
Das Boot bleibt also zunächst dort und wird dort repariert. Aber wie kommen wir nun nach Hause? Martina muss ja am nächsten Tag Nachmittags im Bielefeld sein und das Auto steht in Meppen, 30 km weit weg.
Eine heiße Diskussion zwischen Erstem Offizier und Skipper entbrannte 😀
Öffis? Vergiss es!
Taxi? Der Favorit der Gattin, ich war aber zu knauserig 🙂
Kann uns einer vor Ort vielleicht fahren? Leider nein!
Also blieb nur das Fahrrad. Mir gefiel das, schließlich bin ich im Training, denn fahre seit Ende Februar fast täglich meine 15 km rauf und runter in Bielefeld. Was sind da 30 km im Flachland? Doch Martina war mal so gar nicht begeistert, kennt mich aber doch so gut, dass sie gar nicht erst ernsthaft versuchte, mich abzuhalten 😉
Also los ging es! 30 km mit meinem alten, klapprigen Bord-Klapp-Fahrrad. Doch was soll ich sagen? Das Ding hat eine derartige Übersetzung, dass man im Flachland fast rasend schnell vorwärts kommt. Steigungen sollten nicht dabei sein, aber die Gefahr ist im Emsland überschaubar.
Nach etwas mehr als 1,5 Stunden war ich in Meppen und nach insgesamt 2 Stunden 10 Minuten mit dem Auto wieder in Ter Apel. Einen Tag später begann die Tour de France 2022, ich hätte Chancen, oder? 😀
Mit Henk haben wir noch die weitern Vorgehensweise besprochen und genossen noch einen Abend die Gastfreundschaft und eine wirklich letzte Nacht an Bord.
Der Wettergott spielte mit und gab passend zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages noch mal alles:
01. Juli 2022 Keine Bootsstunden, keine Brücken, keine Schleusen
Am nächsten Morgen gab es keinen Kaffee auf dem Vordeck. Wir haben MaRa leer, das Auto voll geräumt und waren nach 2 Stunden Autofahrt sicher in Bielefeld.
Danke an alle, die bis hierhin mitgefahren sind und alles gelesen haben. Wer das geschafft hat, den habe ich offensichtlich nicht gelangweilt 😉
Für die Statistiker unter meinen Lesern:
- der DAF lief 57 Stunden
- in der Zeit wurden rund 150 Liter Diesel verbrannt, d. h. 2,63 Liter pro Stunde
- 195,– € Liegegeld haben wir in Häfen ausgegeben. Nicht gezählt habe ich die 1 €- und 50 Cent-Münzen für Stromsäulen, warme Duschen oder Auffüllen des Frischwassertanks. Mehr als 20-30 € werden das aber nicht gewesen sein. Insgesamt ist zu beobachten, dass in den Niederlanden die Hafengebühren all-inclusive sind und viele Münzautomaten abgeschaltet sind
- 202 Brücken wurden für uns gehoben, gedreht, geklappt, also geöffnet
- durch 42 Schleusen wurden wir gehoben oder gesenkt.
Danke an alle Leser
Martina und Ralf