Es war eng, es war heiß!
Keine Sorge! Was klingt, als wäre es nicht jugendfrei, was nun kommt, ist nur die Beschreibung des Anfangs unseres Sommertörns 2019.

Es war halt herrliches Sommerwetter Ende Juni 2019 und enge Brücken und Schleusen bei unseren Nachbarn kennen wir ja nun auch schon zu Genüge. Aber wie immer der Reihe nach.
Nachdem wir in den letzten Jahren den Norden mit den Provinzen Drenthe, Groningen und Friesland unsicher gemacht hatten, sollte es diesmal südlicher werden. Utrecht war das, zugegebener Maßen, sehr ambitionierte Ziel. Über die Veenvaart, Zwarte Water, Randmeere und Ijmeer sollte es die Vecht zu Berg gehen. 18 Tage hatten wir dafür Zeit und uns war von Anfang an klar, dass das wahrscheinlich zu wenig Zeit sein würde, um auch wieder zurück nach Meppen zu kommen. Aber wir wollten uns mal treiben lassen und schauen, wie weit wir kommen.
Start war in Ter Apel, wo wir MaRa für den Winter geparkt hatten, um dem Motor mal eine anständige Portion Liebe zukommen zu lassen. Mit der Arbeit und dem aufgerufenen Preis waren wir mehr als zufrieden. Danke an Henk und sein Team vom Yachthafen De Runde. Wer mag, schaut gerne mal hier:
Los geht’s, Tagesziel sollte irgendwo hinter dem Veenpark sein. Aber schon hier kam es anders. Wir fuhren gemeinsam mit der „Escape“ aus 2e Exloërmond (ich habe mir mehrfach erklären lassen, wie man das ausspricht und bin doch kläglich gescheitert 😀 ) von Koos und Tea, die das Boot neu übernommen und auch in Ter Apel generalüberholt haben. Problem: großes Boot, niedrige Brücke. Aber was nicht passt, wird passend gemacht……..
Die beiden hatten es eilig und wollten in 2 Tagen in Zwartsluis sein. Wir hatten bis dahin 3 Tage eingeplant, haben uns aber einfach angehängt und was soll ich sagen? Es hat geklappt.
Die Brug- und Sluiswachter waren in diesem Jahr recht still. Das kannten wir gar nicht so. Folge, dass sie nicht mit uns gesprochen haben war, dass am Abzweig zum Haren-Rütenbrock-Kanal die Brücke nach Deutschland für uns geöffnet wurde. Dabei wollten wir da doch nicht hin…..

Nach einiger Zeit und einem Zuruf von der „Escape“ hat er es aber gemerkt, die Brücke geschlossen und die Schleuse für uns geöffnet.
Zügig (die Escape hatte es halt eilig) ging es über den Stads-Compascumkanaal (dem Beginn der Veenvaart) immer weiter Richtung Süden, bis uns die unvermeidliche Mittagspause in einer Schleuse erwischte. Diese hatte aber eine Besonderheit für uns bereit. Aus Gründen der Wasserhaltung wurden die Schütze im Obertor der Compascumersluis nicht vollständig geschlossen, sodass ein rechter Whirlpool in der Schleuse entstand. Ganz nach vorne wollte die Escape verständlicher Weise nicht und wir mussten uns halt ein wenig ankuscheln.

War aber alles kein Problem. Die Ersten Offiziere auf beiden Booten wurden etwas nervös, die Skipper hatten aber alles im Griff :
Nach der Mittagspause ging es zügig weiter. Hatte ich schon erwähnt, dass es die Crew der Escape eilig hatte (Zitat: So kommen wir wenigstens ans Ziel!)? Uns war es recht. Alle Brücken und Schleusen wurden direkt für uns geöffnet. Das ist doch auch sehr angenehm. Außerdem kannten wir die Sehenswürdigkeiten aus unserem letztjährigen Törn
Für den nächsten Tag war der erste Eintrag in mein Tagebuch, dass ich jeden Abend nach dem Festmachen für die Nacht geschrieben habe, „Was für ein heißer Tag!“.
Unser Schleusenvorgang war problemlos. Leider kein Schleusenkino für die Gäste des sehr gut besuchten Lokals direkt an der Schleuse.
Nur die Ausfahrt gestaltete sich schwierig. Die Drehbrücke wollte nicht drehen. Einer der Schleusenwärter rannte hektisch von vorne nach hinten, ohne dass sich was tat. Irgendwann gab es einen Mordsschlag, so wie wenn jemand mit einem großen Hammer auf Metall schlägt. Ein grinsendes Gesicht kam hinter der Brücke hervor und siehe da, es drehte sich, was sich drehen soll. Wir sind frei und können die Vecht unter den Kiel nehmen.
Was ein schönes Revier! Für uns ging es nur bis Weesp, aber alleine das kurze Stück schreit für uns nach viel mehr. Wir brauchen mehr Zeit! 😀
Wir waren von der Landschaft so eingenommen, dass wir uns um Uhrzeit, Almanach, Brückenöffnungszeiten etc. nicht wirklich interessierten. Das holte uns natürlich ein.
16:30 Uhr wird dort nochmal eine kleine Kaffeepause eingelegt und um 16:32 Uhr erreichten wir die Lange of Vechtbruch bei Doppelrot. Ärgerlich, weil doch direkt dahinter unser Tagesziel war? Ach was, ran an den Wartesteg und auch Kaffee gekocht. Das Leben ist schön.
Hinter der Brücke sind zwei Jachthäfen. Rechts W.S.V. De Vecht, nah am Fluss, links, etwas nach hinten versetzt, W.V. De Zeemeermin. Für den haben wir uns entschieden. Gute Entscheidung!
Alles da, was ein Hafen haben muss und ein sehr netter Hafenmeister mit einem stilvollen Havenkantoor.
Liegegeld 14,50 € inkl. Strom, Duschen 0,50 €
Weesp gehört zu dem Ring der Festungsstädte, die damals für den Schutz von Amsterdam angelegt wurden. Diese Festungswälle sind auch noch sehr gut erhalten.
Im Laufe des Tages haben wir mitbekommen, dass Costa Cordalis verstorben ist. Wir waren am Abend griechisch Essen…….
Hier war für uns Ende unserer Hinfahrt. Den Plan, die Vecht weiter zu Berg bis Utrecht zu fahren haben wir ja schon vor ein paar Tagen aufgegeben. Schade, aber wir holen es nach. Das steht für uns jetzt schon fest. So ein schönes Revier!
So ging es am nächsten Tag wieder die Vecht zu Tal mit dem Tagesziel Naarden. Erzählen muss ich ja nicht mehr viel, ein Video habe ich aber noch.
Die Talschleusung in Muiden habt ihr ja auch schon gesehen, also geht es hier zurück aufs Ijmeer, das die Nacht jemand für uns gebügelt haben muss. War das herrlich!
Auf dem Goimeer kam uns dann die „Carina“ wieder entgegen. Sie war auf dem Weg nach Weesp, wo wir gerade herkamen. Wildes Hupen und winken; ich fühlte mich an den Film „Das Boot“ erinnert, als sich die beiden U-Boote im stürmischen Atlantik begegneten. Ok, übertriebener Vergleich, aber ein klizekleines biss
chen schon 😉
Schuss und Gegenschuss, leider von keiner Seite mit Tele……
Aber nun haben wir wenigstens mal ein Foto von MaRa in Fahrt und als Beitragsbild für diesen Bericht macht es sich doch auch nicht schlecht, oder?
Wir biegen da schon in den Yachthafen von Naarden ab. Das Ding ist Luxus pur. Den lassen sie sich da auch bezahlen (Liegegeld 24,00 €) aber liefern auch. Es gibt keinerlei zusätzliche Kosten und an den fest installierten Grillplätzen liegt sogar Brennholz und Holzkohle für die gemütlichen Stunden.
Anmeldung per Telefon vom Meldesteiger aus und eine freundliche Stimme erklärt einem den Weg zum Liegeplatz. Alles sehr gut durchorganisiert. Im Hafenshop fanden wir sogar schon lange gesuchte Suppenteller im gleichen Design unserer Ausstattung. Mein Erster Offizier war glücklich.
Der Hafen liegt etwas außerhalb vom Ort. Wir haben uns unsere Fahrräder geschnappt und sind das kurze Stück geradelt. Auch Naarden ist wie Weesp eine alte Festungsstadt zur seinerzeitigen Sicherung von Amsterdam. Ähnlich aufgebaut, ähnlich schön.
Was uns hier nur extrem gestört hat, und das kannten wir bisher von diesen Städten nicht, war der unglaubliche Autoverkehr in diesen engen Straßen. An ein gemütliches Sitzen in einem Café oder Restaurant war nicht zu denken.
Also haben wir uns kurzfristig entschlossen, das nette Hafenangebot mit der Holzkohle wahr zu nehmen und zu Grillen. Schnell noch alles Fehlende im kleinsten „Albert Heijn“ der Niederlande besorgt (das war fast noch Tante-Emma-Atmosphäre 😉 ) ……
……. und ab auf die Fahrräder, ohne dass uns jemand in diesem Verkehrsdschungel über den Haufen gefahren hätte.
Wir haben es uns dann an einer der Grillstellen, diese lag direkt vor unserem Boot, gemütlich gemacht und den Tag mit einem leckeren Barbeque und schönem Ausblick über den Hafen ausklingen lassen.
Ziel des nächsten Tages war wieder Harderwijk. Wir brauchten sowas wie eine Transferstation und da es uns dort wirklich gut gefallen hat, fiel uns die Entscheidung auch nicht schwer.
Die Fahrt bis dahin war völlig unspektakulär. Martina steuerte uns sicher durch die Tiefen und Untiefen der Randmeere und ich durfte mal wieder faul sein.
Was mir aufgefallen ist, sind diese vereinzelten Schiffe zu Entkrautung der Randmeere. Mir kam das wie ein Kampf gegen Windmühlen vor oder der Versuch, ein Fußballfeld mit einer Nagelschere zu stutzen. Aber ich glaube ja, die Holländer wissen, was sie tun.
Einzelne Fischkutter oder Lastkähne waren unterwegs, ansonsten gibt es von der Fahrt nichts zu berichten. Auch mal schön!
In Harderwijk wollten wir wieder an den Boulevard. Aber da war nicht dran zu denken. Wir waren heute etwas später, es war schon 16:00 Uhr durch, und alle Plätze waren belegt. Man muss dort wirklich früh sein. Nur am Stadtstrand wäre noch was gewesen, aber da drückte der Wind ordentlich rein, das war uns zu unruhig. Also sind wir eine Ehrenrunde gefahren und haben im Yachthaven „De Knar“ festgemacht.
Uns wurde eine Box zugewiesen, was ja grundsätzlich kein Problem ist. Aber rückwärts kämen wir wegen der dort verzurrten Fahrräder nicht von Bord und vorwärts ist MaRa halt sehr hoch. Mit Höckerchen ging es dann aber auch für uns ältere Semester ganz gut und wir kamen von Bord.
Der Yachthaven liegt am Rande von Harderwijk. In meinen Augen nichts besonderes, aber für 15,00 € Liegegebühr all inkl sowie zusätzlich 2 Tassen Kaffee im Hafenrestaurant ok.
Zwischen dem Hafen und der Stadt entsteht gerade ein neues Stadtviertel „Wohnen am Wasser“. Reihenhaussiedlung würden wir in Deutschland dazu sagen, aber recht hübsch gemacht.
Unser Abend endete italienisch in der Altstadt. Ein weiterer schöner Tag war zu Ende.
Wir hatten uns ja entschlossen, nicht exakt die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt zu nehmen. Hier hatten wir nun die Chance. Vis à vis von Harderwijk, auf der nordwestlichen Seite des Veluwemeers, liegt die Schleuse De Blauwe Dromer. Die wollten wir passieren und dann über die Hode Dwarsvaart und Hoge Vaart via Biddinghuizen durch die Kettelsluis zurück auf Ketelmeer und Ijssel zu kommen. Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet, doch wir haben alles richtig gemacht. So schön!
Die Anmeldung an der Schleuse erfolgt über einen Sprachcomputer. Wann ist man da? Welche Schleuse soll bedient werden? Kommt man von oben oder unten? Alles auf nederlands aber gut zu handhaben.
In unserem Fall ging es 5 Meter nach unten und da Flevoland im Durchschnitt 3,5 Meter unter dem Meeresspiegel liegt (dem Abschlussdeich sei Dank!) landeten wir 8,8 Meter unter NN
Hier noch ein paar Fotos von der Schleuse. Die hat einen interessanten Drempel.
Was folgte, war eine wunderschöne Fahrt durch eine scheinbar unberührte Natur.
Der Erste Offizier nutzte die Einsamkeit, Anlegemanöver zu üben. Der Skipper war begeistert. Ein Naturtalent!
Nach der wohlverdienten Kaffeepause ging es weiter nach Biddinghuizen, das wir gegen 13:00 Uhr erreichten. Kein Hafenmeister da aber Passantenplätze sind ausgeschildert, so dass wir gut festmachen konnten.
Der Hafenmeister kam später am Abend und knöpfte uns 12,00 € ab, Strom und Duschen jeweils 0,50 €.
Wir machten uns auf Schusters Rappen, die Versorgungslast musste mal wieder mit Nachschub versorgt werden.
Am nächsten Tag sollte das Finale der Frauen-Fußball-WM zwischen den USA und den Niederlanden stattfinden. An Unterstützung aus der Heimat sollte es den Oranje Leeuwinnen auf keinen Fall fehlen.
Genützt hat es leider nicht, wie wir später erfuhren. Die USA gewannen mit 2 : 0.
Während wir uns nach der Rückkehr an Bord mit leckerem Kuchen verwöhnten, erreichte uns der erste Schauer des Urlaubs.
Gegen Abend lockerte es aber schon wieder auf.
Ab jetzt sollte uns der Regen immer mal wieder besuchen. Trotzdem war das Wetter noch gut und um Längen besser, als es zu der Zeit bei uns zu Hause gewesen sein musste.
Das nächste Tagesziel sollte Kampen sein und ab Biddinghuizen war es die erste Regenfahrt des Törns.
Aber im Laufe des Vormittags ließ der Regen wieder nach. Die Fahrt von Biddinghuizen bis zur Ketelsluis war lange nicht mehr so schön, wie am Tag zuvor. Es ging überwiegend durch Felder.
Die Anmeldung an der Ketelsluis funktioniert wieder via Telefon und Sprachcomputer. Kurz danach ging es wieder 5 Meter nach oben.
Die Ijssel zu Berg ging es Richtung Kampen. Weit achtern war ein Containerschiff zu erkennen, welches schnell näher kam. Für uns ging es nur darum, wann es uns überholen würde und wie es der Teufel so will, geschah das direkt unter der Eilandbrug.
So weit, so gut. Aber auf Kanal 10 kam eine Durchsage, die ich leider nicht verstanden habe. Dafür konnte ich die Schallsignale zuordnen. Kurz Kurz und danach Kurz Kurz Kurz also: „Verändere meinen Kurs nach bb“ und „Maschine geht rückwärts“. Es ist doch nicht so verkehrt, seinen Führerschein gemacht zu haben.
Er legte sich quer in die Ijssel um danach Rückwärts direkt vor unserem Bug in den dortigen Hafen einzulaufen. Spannendes Manöver zu beobachten.
Kampen war kurz drauf erreicht. Wir haben den Buitenhaven angesteuert. Liegeplätze waren genug da, aber wieder in Boxen, also wieder klettern. Wir haben uns dann an der Einfahrt an die Kade gelegt. Etwas Schwell den Tag über aber eine ganz ruhige Nacht.
Am späten Nachmittag wurde es nochmal eng. Vor uns quetschte sich die Atico 45 an den letzten freien Platz direkt vor uns.
Das Eignerpaar hatte das Boot gerade in Elburg übernommen und übte nun mit Hilfe eines gebuchten Skippers aus Baden Württemberg. Es sollte im Juli/August dann über den Rhein bis Straßburg gehen. Ein interessanter Törn, wie wir fanden.
Da sie aber fast schon auf der Ijssel festgemacht hatten, war natürlich das Stromkabel zu kurz, um die Steckdose zu erreichen. Wir konnten aber aushelfen, was wir auch gerne gemacht haben.
Es ist innerhalb kürzester Zeit bereits das zweite Mal gewesen, dass wir den Crews sehr hochpreisiger Boote mit Ausrüstung aus unserem alten Schätzchen helfen konnten. Lustig 😀
Kampen war gut besucht. Auch der nebenan liegende Passantenhafen war voll. Abends lagen sie dort auch schon im Päckchen.
Vor zwei Jahren waren wir schon mal in Kampen, nachzulesen hier:
Eine Rundreise – Der Sommertörn 2017
Schon damals waren wir begeistert. Eine sehr schöne Stadt.
Auf die Gabel gab es wieder bei Los Che, ein wunderbares kleines Steakhaus in der Nähe der Stadsbrug. Sehr nette Gastgeber, ausgesprochen leckeres Essen (schaut euch auf alle Fälle die Menüs an. Das lohnt sich!) und normale, niederländische Preise. Prädikat: sehr empfehlenswert!
Zurück an Bord mussten wir aber eine erschreckende Entdeckung machen, die unsere Weiterfahrt stark gefährdete. Es wurde wieder eng…….
Unser Bordwhisky neigte sich dem Ende entgegen. Ein Hilfeaufruf via facebook an dem Abend brachte auch keine Lösung. Nur Ausreden 😉
Ich habe die Nacht sehr schlecht geschlafen, weil ich nicht wusste, wie ich dieses Problem lösen sollten 😀
Unausgeschlafen ging es am nächsten Tag nach einem ausgiebigen Frühstück mit einem letzten Blick auf „unsere“ Eilandbrug ……
… durch die Ganzensluis auf das Ganzendiep.
Der Schleusenwärter war lustig. Martina und ich sprachen darüber, dass wir mit MaRa immer ein entspanntes Schleusen über die Mittelklampe haben, als er meinte, wir sollen uns keine Sorgen machen. Die Ganzensluis hätte nur 6 cm Hub, das würden wir schaffen. Ich war beruhigt 😀
Vor der Ausfahrt schwärmte er noch von seiner Gratisdusche unter dem Tor. Auf meine Frage, ob ich denn irgendwo 50 Cent einwerfen könnte, um warmes Wasser zu bekommen, antwortete er mit einem schallenden Gelächter. Toller Typ!
Das Wetter an dem Tag war durchwachsen. Mal Regen, mal Sonnenschein, immer Wind und im Vergleich zu den letzten Tagen recht frisch.
Die einzige Brücke im Ganzendiep, die Mandjeswaarbrug, ist laut Karte im geschlossenen Zustand 2,60 Meter hoch. Kein Problem für uns. Aber als wir näher kamen sahen wir den Pegel:
Wir haben dann doch mal lieber auf die Öffnung gewartet. Das war uns dann doch zu knapp…..
Über Zwarte Meer, Kadoeler Meer und Vollenhoverkanaal ging es für uns dann nach Blokzijl.
Die Brücke über die Kadoelerkeersluis wurde für einen Ausflugsdampfer, der uns kurz vorher überholt hat, geöffnet.
Wir schlossen uns an und knapp vor uns wurde es rot. Die Brücke schloss sich. Wir hatten aber gut Vortrieb. Also AK zurück. Die Brücke stoppte, es wurde rot/grün gezeigt und dann öffnete sie wieder, um uns und noch weitere Sportboote auch durchzulassen. Was machen so manche Brückenwärter eigentlich beruflich?
Blokzijl erreichten wir kurz vor der Mittagspause. Wir haben noch darüber diskutiert, Nachmittags bis Meppel zu fahren, haben das aber verworfen. Wir waren gut in der Zeit und der Liegeplatz im Kolk ist sehr schön. Rückwärts an den Steg und den ganzen Tagen das Treiben an der Schleuse beobachten. Herrlich!
Plötzlich kam eine Silhouette aus der Schleuse, die mir sehr vertraut vorkam. „Flora“ kam uns wieder entgegen. Eines unserer ersten Charterschiffe von Yachtcharter Turfskip in Echtenerbrug, das ich immer wieder gerne mit meiner jüngsten Tochter gebucht hatte.
Nachzulesen gerne hier:
Der Erste Offizier monierte, dass Sie dieses Jahr noch nicht in den Genuss des obligatorischen Pannenkoeken gekommen sei. Es eröffnete sich das nächste Problem: Wie konnte ich die Laune der wichtigsten Person an Bord wieder heben? In Meppel gibt es das Pannenkoekenship De Liberté, das wusste ich. Allerdings hatten wir Montag und Frau Google informierte mich darüber, dass erst am Mittwoch wieder geöffnet wurde. Nicht gut, denn Mittwoch mussten wir schon wieder Richtung Hoogeveensche Vaart unterwegs sein.
Bei unserem kleinen Ortsdurchgang habe ich gesehen, dass das Restaurant de Sluiszicht, direkt an der Schleuse Blokzijl gelegen, auch den Stoff zum Glücklichsein anbot. Also war das meine Problemlösung.
Allerdings war die Pannenkoekenkarte dort sehr überschaubar. Nichts für uns dabei. Schweren Herzens und weil wir da auch wirklich gut saßen, haben wir uns für SparRibs entschieden. Was für eine gute Wahl! Best Ribs in Universe sollte an der Tür stehen. Ultralecker! Ich fotografiere ja nun recht selten mein Essen, aber hier musste es mal sein. Leute, wenn ihr mal da seid, macht es uns nach!
Den nächsten Morgen haben wir mal so richtig schön verbummelt. Wir wollten ja nur den kurzen Sprung nach Meppel machen. Also erstmal ausgiebig duschen, frühstücken, fotografieren, Kaffee auf dem Vordeck trinken, Schleusen-und Hafenbetrieb beobachten, nichts tun!
„Flora“ legte vor uns ab und fuhr Richtung Zwarte Meer, wir sollten sie aber nochmal wiedersehen. Die Charterer erzählten uns übrigens, dass sie sich auch als Anfänger für dieses Boot entschieden haben. Eine gute Wahl!
Liegegebühren, Strom, Wasser und Duschen werden hier übrigens mit einer Betaalkaart abgerechnet. Zu bekommen und aufzuladen im Sanitärgebäude. Wir hatten noch zwei aus früheren Törns durch Leeuwarden, wo das gleiche System gilt. Bezahlt haben wir 14,50 € Liegegeld, 1,00 € Strom (2 kWh), 0,50 € Duschen.
Irgendwann hieße es dann aber auch für uns wieder Leinen los und auf Richtung Schleuse.
Die Überfahrt nach Meppel war sehr entspannend.
Vor der Beukersluis kam uns „Flora“ wieder entgegen, die haben wohl eine kleine Rundfahrt über Zwartsluis gemacht.
Wir mussten kurz an der Schleuse warten, danach wurde sie von der sehr freundlichen aber resoluten Schleusenwärterin randvoll gestopft.
Meine treuen Leser werden wissen, was passiert, wenn wir Meppel anlaufen: WIND! Bisher kein Besuch dort ohne krachtigen Wind, der mich regelmäßig verzweifeln ließ, dort eine der recht engen Boxen anzulaufen und uns immer in den hinteren Teil des Hafens gezwungen hat. Diesmal war es anders. Zwar wieder etwas Wind (3, in Böen4 bft) aber damit weniger und der Skipper wird immer routinierter (Aussage der wichtigsten Person an Bord 😉 ). Lange Rede, kurzer Sinn: Wir lagen in einer Box, ohne irgendwo anzutitschen. Einen gewissen Stolz, auch durch das zustimmende Nicken des einen oder anderen Eingeborenen dort verursacht, konnte ich nicht verbergen. 😀
An der Gösch und den Flaggen am Mast kann mach schon erkennen, dass es nicht windstill war.
Wie schon vermutet, hatte das Pannenkoekenship wirklich zu. Also machten wir einen kleinen Spaziergang, das Wetter lud nun wirklich dazu ein……
und mein Smutje zauberte was leckeres in der Bordküche. Da wir Zeit hatten, wurde MaRa auch mal einer kleinen Grundreinigung unterzogen. Alles in allem ein sehr entspannter Tag in Meppel, auch wenn die Wehmut hoch kam, da es morgen mit der Veenfahrt auch wirklich erkennbar wieder Richtung Heimat ging.
Es nützte aber alles nicht, wir mussten wieder los. Am Abend haben zwei Berufsschiffe die Hafeneinfahrt als Liegeplatz für sich entdeckt. Alles ok, aber ein drittes hätte schon für einen Engpass gesorgt.
Dann war es soweit. Gleicher Weg wieder zurück, den wir vor gut 2 Wochen gekommen waren. Mit den Landschaftsberichten halte ich mich mal zurück, da gibt es ja nun bereits wirklich genug von mir, und berichte ab jetzt nur noch über die eine oder andere Besonderheit in den nächsten vier Tagen, die wir noch bis Meppen hatten.
Vor der Rogatsluis wartete die „Little Pearl“ aus Minden auf Bedienung, die erfolgte, als wir uns näherten. Die Crew, Elke und Günter, war auch auf dem Heimweg und wir legten die Strecke bis Haren mehr oder weniger gemeinsam zurück, einschließlich schöner gemeinsamer Abende an Bord der „Little Pearl“. @Elke und Günter, solltet ihr das hier lesen, von uns noch mal herzlichen Dank für die schöne Zeit!
Tagesziel sollte Noordscheschut sein, wo wir auf der Hinfahrt im Oberwasser der Schleuse die Mittagspause verbracht haben. Die Schleuse kam gerade zu Tal, als wir uns mit insgesamt drei Booten näherten. Im Unterwasser lag noch ein Skipper am Liegeplatz. Alles kein Problem, auch wenn die Anfahrt zur Schleuse in einer Kurve liegt. Doch als sich die Schleuse öffnete, sahen wir, dass das erste Boot wohl Motorschaden hatte und herausgezogen werden musste.
Nun wurde es lustig. Jeder musste sich in irgendeine Ecke zwängen, damit man das Boot sicher an den Liegeplatz bekommen und alle weiteren Talfahrer uns sicher passieren konnten. Aber es hat alles mit ein bisschen gutem Willen geklappt.
Wir haben uns kurzfristig entschieden, noch bis Geesbrug weiter zu fahren, doch dort waren keine Plätze frei. Also weiter bis Zwinderen, Liegeplatz hinter der Brücke ohne Versorgung aber ok und ohne Liegegeld.
Eine Besonderheit hat Zwinderen aber doch zu bieten. 415 Einwohner aber eine digitale Infotafel für Wetter, Feuerwehrfest und was sonst noch so alles spannendes im Ort passiert. Verrückt, aber Lucas Zwaan sein Dank 😀
Was folgte, war der regnerischte Tag des ganzen Törns. Selbst der Himmel weinte, dass wir wieder zurück mussten. Geweckt vom Regen und einem sehr aktiven Hahn ging es für unsere Verhältnisse sehr früh los. Brücke um Brücke und Schleuse um Schleuse immer mit der „Little Pearl“.
In der Erikasluis hat es uns dann erwischt. Ein deftiger Schauer genau während wir schleusen mussten. Wobei, ich will ehrlich sein. Die Crew der „Little Pearl“ und mein Erster Offizier wurden nass. Ich musste ja nicht raus. MaRa schleusen wir ja fast immer nur an der Mittelklampe 😀
Wie man sieht, nahm sie es mit dem gewohnten Humor.
Nach der Mittagspause an der Oranjesluis, trennten sich vorläufig unsere Wege. Die „Littel Pearl“ passte nicht mehr in die Schleuse, wir konnten uns aber noch hinten reinquetschen.
Am Tagesziel Veenpark trafen wir uns dann wieder.
Unseren Plan, im Unterwasser der Koppelsluis festzumachen und diesen dort einladend wirkenden Biergarten zu besuchen (das Wetter war ja wieder ok) ließen wir fallen, da der Biergarten zu war. Leider ohne Foto, ich hole das bei nächster Gelegenheit mal nach. Schade, also Veenpark. Ich musste wieder nichts tun, Martina ist gefahren.
Das war die ruhigste Nacht, die ich je an Bord verbracht habe. Ich bin von der Stille tatsächlich mal wach geworden, weil wirklich überhaupt kein Geräusch zu hören war. Ungewöhnlich.
Für das Liegegeld von 10,00 € hätte man auch noch freien Eintritt in den Park. Nur die Sanitäranlagen sind dort zum Vergessen. Aber als Zwischenstopp auf jeden Fall i.O..
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Elke und Günter. Die beiden wollten schon nach Deutschland, wir aber noch eine Nacht in Ter Apel verbringen.
Den Abzweig zum Haren-Rütenbrock-Kanal erreichten wir kurz vor der Mittagspause. De Runde hätten wir vorher nicht mehr erreicht. Also entschlossen wir uns, erstmal zu tanken. 1,319 €/Liter bei Esso Potze war auch ganz okay.
Alles ging sehr zügig, so dass wir keine Lust hatten, dort eine Stunde zu warten, bis es nach De Runde weitergegangen wäre. Also haben wir uns an der Schleuse Haren zur Talfahrt im Haren-Rütenbrock-Kanal angemeldet und gemeinsam mit einem belgischen und einem holländischen Boot ging es Kurs Ost. In die Schleusen passten wir nicht gemeinsam, so dass wir immer warten mussten. Der Schleusenwärter sammelte uns aber vor jeder weiteren Brücke wieder ein, nur um an der nächsten Schleuse wieder nicht reinzupassen. Komisch, aber uns war es eigentlich egal.
Wir hörten schon die ganze Zeit das herannahende Gewitter und waren froh, den Yachthafen Emspark in Haren gut erreicht zu haben.
Dort war es sehr voll, aber wir quetschten uns noch in eine der letzten Boxen.
Der Grund für die Belegung war, dass die Schleuse Meppen Anfang Juli 2019 für insgesamt acht Tage außer Betrieb war und so viele Skipper hier gestrandet sind. Die Boote wurden erst nach und nach wieder abgeholt.
MaRa brauchte auf jeden Fall eine neue Gösch. Die Flagge des DMYV hatte es definitiv hinter sich. Jetzt weht erstmal die NRW-Flagge am Bug.
Lustig wurde es den Tag aber auch noch, denn ein Stegnachbar versuchte, seine Sat-Schüssel zu justieren. Und dies tat er mit einer unglaublichen Ausdauer. Zwischen dem ersten und letzten von mir geschossenen Foto liegen mehrere Stunden. Nur wer aufgibt hat verloren…..
Das war auch das letzte Erlebnis des Urlaubs. Am nächsten Tag ging es durch Schleuse Hüntel zurück in unseren Heimathafen beim YCHE Meppen
63 Stunden lief der DAF und verbrauchte dabei sagenhafte 3,5 Liter Diesel pro Betriebsstunde und das, obwohl es auch mal mit etwas höheren Drehzahlen vorwärts ging. Ein Liter Öl wurde verlangt und auch gerne gegeben. Es gab keinerlei Schäden zu vermelden, weder an der Technik noch am Lack. Ein Novum für uns 😀
Über 140 Minuten Videomaterial hat zusammengeschnitten mit 12:45 Minuten und von 590 Fotos haben 304 Eingang in diesen Bericht gefunden.
Wieder haben wir tolle Menschen, Städte, Orte, Landschaften, Wetter und all das kennengelernt, was diese Art des Urlaubs für uns so liebenswert macht.
Martina und ich bedanken uns bei allen, die die Geduld aufgebracht haben, bis hierhin zu lesen und uns auf diesem Törn zumindest virtuell begleitet haben. Wir freuen uns über Lob (und wenn es sein muss auch Kritik) oder einfach nur eine Kontaktaufnahme. Gerne hier per Kommentar, per email an info@ralfsreiseblog.de oder via facebook und instergram @ralfsreiseblog.
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